Rezension

Ein wunderschöner Roman mit Tiefgang

Drei Tage Manhattan - Begleitung gesucht - Tasmina Perry

Drei Tage Manhattan - Begleitung gesucht
von Tasmina Perry

Bewertet mit 4.5 Sternen

~~Amy, eine Amerikanerin in London will als Tänzerin Fuß fassen, bis das gelingt, arbeitet sie als Kellnerin. Befreundet mit einem jungen Engländer aus bester Familie, ist sie sicher, dass bei der Einladung zum vorweihnachtlichen Dinner, der ersehnte Antrag erfolgt. Der Sturz ist tief, als sie statt dessen die eisige Verachtung der Familie und den Laufpass bekommt. Da kommt eine Anzeige grade recht, in der eine alte Dame eine Reisebegleitung für 3 Tage New York bei freien Kosten sucht.
Zeitsprung Saison  1958/59: Georgia Hamilton kommt mit knapp 20 Jahren aus Paris nach London zurück. Sie soll dort debütieren und möglichst rasch eine sehr gute Partie machen. Ihre Mutter, eine Künstlerin, uns sie leben grade noch am Rand der besseren Gesellschaft, sind vor allem auf die Protektion von Onkel Peter angewiesen, dem Bruder des verstorbenen Vaters. Die sogenannte bessere Gesellschaft sieht ziemlich von oben herab auf Georgia, die die Bälle und Partys auch nicht besonders genießen kann. Allerdings findet einen Freund und Beschützer, der sie aus einigen Fettnäpfchen rettet und für den sie mehr empfindet, als sie zugeben kann.
Die Geschichte der beiden Frauen ist sehr gut in Szene gesetzt, wobei die Rückblenden um Georgia ganz besonders einfühlsam und interessant geschildert sind. Obwohl so verschieden, entsteht zwischen den zwei Frauen eine Beziehung, die anrührend und empfindsam wiedergegeben ist. Manhattan in den Tagen vor Weihnachten strahlt und leuchtet und entführt die Leser direkt in ein Weihnachtsmärchen. So wie es auch Amy empfindet, die nicht nur in besten Restaurants essen kann, sondern auch noch mit edlen Kleidungsstücken beschenkt wird und von Georgia eine Schulung in Stil und Selbstbewusstsein bekommt. Vielleicht weil Georgia in Amy eine Seelenverwandte sieht, die genau wie sie damals, nur am Rand der Gesellschaft steht.
Die Geschichte entwickelt den größeren Sog, wenn sich die Handlung um Georgia Hamilton dreht. Die Figur ist einfach viel besser ausgestaltet und wirkt lebendiger und wahrer, zudem ist sie auch die Hauptfigur in diesem Roman. Amy bleibt ein Prototyp, flach und ein bisschen eindimensional.  Wenn am Ende die ganze Geschichte der Georgia Hamilton erzählt ist, kann man erst ihre wahre Größe erkennen und fühlt mit ihr und ihrer großen Liebe. Wunderbar getroffen ist auch das Zeitkolorit der ausgehenden 50iger Jahre in London. Die Moderne steht schon vor der Tür, aber es wird noch an alten Regeln festgehalten und die Gesellschaft ist eng und muffig – aber hat sich soviel geändert, wenn Amy 50 Jahre später ebenfalls von einer muffigen vorurteilsvollen Gesellschaft abqualifiziert wird?
Das Buch ist ein stimmungsvoller Unterhaltungsroman mit Tiefgang, der die Leserinnen sehr nah am Leben der Protagonistinnen teilhaben lässt und mit den Weihnachtstagen in Manhattan und der winterlichen Ballsaison in London einen perfekten Hintergrund bietet.