Rezension

Ein ziemlicher Reinfall, es wollte einfach kein Funke überspringen, die gesamte Geschichte wirkte flach, die Gefühle waren fake und die Briefe schon nach kurzer Zeit schrecklich repetitiv.

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Auf "Love Letters to the Dead" von Ava Dellaira hatte ich mich so gefreut. Ich hatte so viel Gutes über den Roman gehört und auch wenn ich eigentlich gar kein Fan von Geschichten in Briefform bin, klang das hier wirklich total passend und faszinierend. Und das war es auch - etwa das erste Viertel lang...

Die Ausgangssituation ist ziemlich vielversprechend, Laurel hat ihre Schwester verloren und als sie im Englischunterricht die Aufgabe bekommt, einen Brief an eine tote Berühmtheit zu schreiben, fängt sie darüber langsam an, die Geschehnisse rund um Mays Tod aufzuarbeiten. Nach und nach schreibt sie Briefe an Kurt Cobain, Amelia Earhart, Janis Joplin, Amy Winehouse, Heath Ledger und Co. Dummerweise stellt sich nach den ersten, einleitenden Briefen schnell heraus, dass es im Grunde nur eine (quasi) endlose Wiederholung nach Schema X haben:

"Liebe/r so und so,

ich bewundere ich, weil/ich denke, du verstehst mich, weil/ich finde so toll, dass du/... [hier x-beliebigen Ausschnitt aus Wikipedia über die entsprechende Person einfügen]

Heute in der Schule habe ich das mit dem und dem gegessen.

Außerdem habe ich Sky angeschaut. Sky, Sky, Sky.

Dann habe ich meine Freundinnen beim Küssen beobachtet, aber darüber kann ich nicht reden. Und meine älteren Freunde sind so toll. Und sie sind mit Sky befreundet! Und mein Vater ist so traurig und meine Mutter so abwesend und alles wegen May. Aber über May rede ich nicht. Ich stelle einfach nur ihr Leben nach, aber ich rede nicht darüber, wie sie ihres verloren hat.

Und jetzt habe ich keine Zeit mehr.

Alles Liebe
Laurel"

Und so geht es DIE GANZE ZEIT... Laurel (und dass ich nach 100 Seiten immer noch nicht wusste, wie sie heißt, sagt doch eigentlich schon alles, oder?) klingt wie eine zehnjährige, die ihrem Tagebuch detailliert den Schulalltag schildert und zwischendurch spontan in alles andere als poetische Schwärmereien über ihre große Liebe ausbricht. Und dann sprüht sie plötzlich nur so vor weltbewegenden philosophischen Erkenntnissen, die überhaupt nicht zum Rest der Erzählung passen wollen - Interessant ist meiner Meinung nach definitiv anders.

Dazu kommt, dass ich Laurels Leben einfach nicht nachvollziehen konnte. Sie war immer die kleine Schwester und nun geht sie auf eine neue Schule und *puff* alle lieben sie, die coolen Kids wollen mit ihr abhängen, ja sogar der tollste Junge der Schule steht auf sie - und warum? Weil sie Mays Kleiderschrank plündert und so zu sein wie ihre Schwester es war. Oh ja, Laurel ist wirklich eine ganz beeindruckende und individuelle, originelle Persönlichkeit... Oder auch nicht :|

Mir fehlte bei diesem Buch einfach - und ja, vielleicht bin ich ein kaltherziges Ding ;) - das Gefühl. Ich konnte Laurel ihre Trauer um May nicht richtig glauben, ich konnte Sky nicht abkaufen, dass er sich mal eben so unsterblich in dieses unscheinbare Mädel verliebt, eigentlich konnte ich hier niemandem irgendwas abkaufen - am ehesten vielleicht noch die "Romanze" zwischen Laurels Freundinnen.

Für mich war "Love Letters to the Dead" von Ava Dellaira leider ein ziemlicher Reinfall, es wollte einfach kein Funke überspringen, die gesamte Geschichte wirkte flach, die Gefühle waren fake und die Briefe schon nach kurzer Zeit schrecklich repetitiv. Auch wenn ich damit zu einer armen, kleinen Minderheit gehöre: Ich halte "Love Letters tot the Dead" für ein ziemlich langweiligs und nerviges Stück Zeitverschwendung, dem allerdings eine doch wirklich gute Idee zugrunde liegt (die in der zweiten Hälfte übrigens deutlich besser zur Geltung kommt, aber da war mir schon die Lust vergangen, trotzdem gibt es dafür den zweiten Stern).