Rezension

Einblick in eine andere Welt

Der Ort, an dem die Reise endet - Yvonne Adhiambo Owuor

Der Ort, an dem die Reise endet
von Yvonne Adhiambo Owuor

Bewertet mit 4 Sternen

~~In Nairobi im Jahr 2007 wurde mitten auf der Straße Odidi Oganda erschossen, ein junger Mann, der sich für Gerechtigkeit und gegen Korruption einsetzte. Seine Schwester Ajany ist aus Brasilien zurückgekehrt um mit ihrem Vater Nyipir den Toten nach Hause, nach Wuoth Ogik, zurück zu bringen. Der Tot wirft bereits viele Fragen auf, doch auch die Familiengeschichte ist voller Brüche und Seltsamkeiten. Ajany erinnert sich an die Zeiten die sie mit ihrem Bruder verbracht hat, daran, dass der nur 4 Jahre ältere sich um sie gekümmert hat und nicht ihre Mutter. Daran, wie sie in einer - verbotenen - Höhle gespielt haben und dort Schreckliches erlebt haben. Ihre Zeit im Schulinternat war auch alles andere als glücklich. Ihr Zuhause, Wuoth Ogik, liegt im trockenen Norden Kenias, weit weg von der Zivilisation, und dieses haben sie zu spüren bekommen. Auch Nyipir erinnert sich an vergangene Zeiten, wie er als Kind versuchte Geld zu verdienen um nach Burma reisen zu können zu seinem Vater und Bruder, die als Soldaten dort hingeschickt wurden und nicht zurückkamen. Daran, wie er selbst zu den Soldaten kam, Folter und Leid ertrug und einen Weg aus dem Elend fand.
Die Beerdigung Odidis verzögert sich, ihre Mutter Akai flüchtet aus Verzweiflung über den Tod des geliebten Sohnes. Ajany entdeckt in Haus ein Nacktbild ihrer schwangerer Mutter, gemalt von einem Hugh Bolton. Wer ist dieser Mann, was hat er mit der Familie zu tun? Kurz darauf erscheint Hughs Sohn Isaiah, der im regen Briefkontakt mit Odidi war, um mehr über seinen Vater und dessen Verbleib zu erfahren.
Yvonne Adhiambo Owuor schreibt einen sehr umfangreichen Roman über das Leben und die Lebensart Kenias. Politik, Familie, Zusammengehörigkeitsgefühl, Religion und Übersinnliches nehmen einen großen Raum ein, auch die Natur, die Landschaft und Tierwelt und die Eigenheiten des Klimas, der Dürre werden thematisiert. Man erfährt viel über ein doch recht fremde Welt. Immer wieder springt die Geschichte in verschiedene Zeiten, werden Geschichten aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ein interessanter Roman, der eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Die Sprünge sind mir an manchen Stellen zu radikal, zu schwer nachzuvollziehen. Im Anhang hätte ich mir eine kurze Abhandlung über die politische Geschichte Kenias gewünscht.