Rezension

Eindringlich

Die Tage, die ich dir verspreche - Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche
von Lily Oliver

Bewertet mit 4 Sternen

Gwen bekommt ein neues Herz.Doch so ganz glücklich ist sie damit nicht. Sie denkt, das habe sie nicht verdient. Außerdem fühlt sie sich von ihrer Umwelt überfordert. Alle denken, jetzt müsse sie wieder quietschfidel und munter sein und Zukunftspläne schmieden. Ihre Depressionen machen Gwen so sehr zu schaffen, dass sie auf eine kuriose Idee kommt: in einem Forum für Herzkranke bietet sie ihr Herz zur Transplantation an. Und lernt so den Jugendlichen Noah kennen, der ihre Verzweiflung versteht und ihr helfen will. Langsam fasst Gwen neuen Lebensmut, doch dann fühlt sie sich von Noah hintergangen und die zarte Liebe bekommt Risse. Ob es Noah gelingt, Gwens Herz erneut zu erobern?

 

 

Eine tragische Liebesgeschichte würde ich das Buch jetzt titulieren. Denn das Schema ist in etwa so wie alle Liebesromane: Paar lernt sich kennen, Paar gerät durch Missverständnisse auseinander, Paar trifft sich wieder. Und doch hat „Die Tage die ich dir verspreche“ seinen ganz eigenen Zauber. Gwens Krankengeschichte steht zwar weitgehend im Vordergrund, aber auch die Liebesgeschichte nimmt viel Raum ein. Und man spürt richtig Gwens Verzweiflung, möchte ihr auch Mut zusprechen und vor allem, sie bitten, doch Hilfe anzunehmen! Denn das ist es, was ich der Handlung etwas ankreide: dass Gwen so stur alles allein aussitzen will und krampfhaft an ihrer Entscheidung festhält.

 

Noah hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Er ist integer, hilfsbereit und doch kein Übermann, auch er hat und macht Fehler. Das Missverständnis, das dazu führte, dass Gwen nach München reiste, fand ich sehr glaubhaft geschildert, nur dass Noah sie dann gleich bei sich aufnimmt etwas übertrieben. Aber so ist er halt, er hat ein gutes Herz. Auch die Katze fand ich herrlich geschildert! Nur seine Schwäche, der Ex-Freundin nicht endlich die Stirn zu bieten, hat mich etwas genervt.

 

Lily Oliver wollte einen Roman schreiben, der nicht nach dem vermeintlichen Happy End aufhört. Sie stellt die Ängste der Transplantierten in den Vordergrund und das fundiert belegt und toll recherchiert. Ein Buch, das man nicht einfach weglegt wenn man es beendet hat. Es klingt noch lange nach. Auch wenn die Liebesgeschichte doch etwas 08/15 anmutet.