Rezension

Eindrucksvoll und sehr melancholisch

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung - Valentina D'Urbano

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
von Valentina D'Urbano

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist der 24.06.1987, der Tag, an dem ihre große Liebe Alfredo beerdigt wird. Nachdem sie eine Sonnenblume auf den Sarg gelegt hat, verlässt Beatrice die Kirche, setzt sich auf den Kirchplatz und lässt die Zeit mit Alfredo, den sie vor 12 Jahren kennengelernt hatte, Revue passieren:
Sie hatte bisher immer nur seine Schreie gehört, wenn sein besoffener Vater ihn mal wieder verprügelte. Bis er eines Abends, sie war gerade 8 Jahre alt, vor ihrer Tür stand, ihre Mutter ihn herein ließ und er ab da zur Familie gehörte. In ihrem Viertel La Fortezza wurden sie nur die Zwillinge genannt. Im Laufe der Jahre wird ihre Bindung immer enger, aber beide wollen es nicht wahrhaben. Irgendwie rutscht Alfredo in die Heroinabhängigkeit. Immer an seiner Seite und sich gewiss, dass sie ihn retten kann, Beatrice. Aber beim letzten Mal schafft auch sie es nicht. Dabei gab es noch tausend Sachen, die sie ihn hatte fragen wollen.

Valentina D'Urbano entführt mich in das Ghetto am Rande einer italienischen Stadt. Hier, wo die Armut zuhause ist, beschreibt sie die Liebe ohne körperliche Zärtlichkeit zweier junger Menschen, am Rande der Gesellschaft, die nicht wissen, dass es Liebe ist, was sie verbindet. Schonungslos beschreibt sie die Qualen einer jungen Frau, die dabei ist, den Mann, den sie liebt durch Drogen zu verlieren. Aber auch die Verzweiflung von Alfredo, der zu schwach ist, sich aus diesem Sumpf zu befreien, ist deutlich zu spüren. Liebe, Verzweiflung, Aggressivität, Ohnmacht, Ausweglosigkeit, Resignation, aber auch der Wille, es anders oder besser zu machen zu wollen - alles wird in dieser Geschichte so eindrucksvoll verarbeitet, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.
Man sollte sich Zeit nehmen für dieses auch etwas nachdenkliche Buch.

Ein eindrucksvoller Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Referenz zum Buch: 
Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung