Rezension

Eindrücklich und düster

Underground Railroad - Colson Whitehead

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Bewertet mit 4 Sternen

Geraubte Körper beackern geraubtes Land

So viel weiß Cora, Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia: Dieses Land, das sie gezwungen ist zu bearbeiten, gehörte einst den Indianern, bevor die Weißen, die selbst einmal vor Verfolgung und Unterdrückung aus Europa geflohen waren, es ihnen mit Gewalt nahmen. Denn die Weißen geben gern mir ihren "Heldentaten" an, wie sie selbst Frauen und Kinder abgeschlachtet haben, um sich das Land zu eigen zu machen, entsprechend des "amerikanischen Imperativs": "Der amerikanische Geist, der uns aus der Alten Welt in die Neue gerufen hat, damit wir erobern,  aufbauen und zivilisieren. Und zerstören, was zerstört werden muss. Um die unbedeutenderen Rassen emporzuheben. Und wenn nicht emporzuheben, dann zu unterwerfen. Und wenn nicht zu unterwerfen, dann auszurotten. Unsere Bestimmung kraft göttlicher Vorschrift - der amerikanische Imperativ."

Dieser Welt versucht Cora zu entfliehen - mithilfe der Underground Railroad. Sie erlebt, dass nicht alle Weißen böse sind und das es wiederum solche gibt, die noch viel schlimmer sind als die Aufseher in Georgia. Auch ihre Helfer sind oftmals nicht frei von Vorurteilen, sehen teilweise in der Sklaverei nicht etwas grundsätzlich Sschlechtes, solange es sich bei den Sklaven um Schwarze handelt, weshalb South Carolina auch kein Problem damit hat, schwarzen Frauen die kostenlose Sterilisation anzubieten.

So bringt sie die Railroad in viele verschiedene Bundesstaaten, ständig verfolgt von Ridgeway, einem Skalvenfänger der üblen Sorte. Immer wieder gelingt ihr die Flucht, aber die Freiheit scheint dennoch unerreichbar.

Die drastischen Schilderungen der Misshandlungen und der Folter sind schwer auszuhalten, zumal im Nachwort erläutert ist, dass diese den Aufzeichnungen ehemaliger Sklaven entnommen sind - also leider nicht der Phantasie des Autors entsprungen sind. Dennoch ist das Buch sehr lesenswert und hochpolitisch.