Rezension

Eine Außenseiterin macht ihr Ding

Für dich soll's tausend Tode regnen
von Anna Pfeffer

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT
Die 16-jährige Emilia Hoffmann, genannt Emi, zieht mit ihrem Vater, Psychotherapeut, und älterem Bruder Oliver, Sportskanone, von Heidelberg nach Hamburg. Gerade für Emi, die nicht schnell Anschluss findet, ist dies ein harter Schlag. Getrennt von ihrer besten Freundin muss sie sich in einer neuen Stadt und in einer neuen Schule zurechtfinden.

Emi ist die geborene Außenseiterin, denn sie beschäftigt sich leidenschaftlich gern mit dem Thema Tod und hasst den üblichen Teeniekram. Erst als sie mit dem arroganten sowie nervigen Erik, der ebenfalls von der Klasse gemieden wird, eine Strafarbeit aufgebrummt bekommt, erkennt sie in ihm schrittweise einen Seelenverwandten; auch wenn er bis dahin noch einige fiktive Tode sterben muss...

MEINUNG
Hinter dem Autorennamen Anna Pfeffer verbirgt sich das kongeniale Autorenduo Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmidt. Die beiden Freundinnen haben mit dem Jugendroman "Für Dich soll's tausend Tode regnen" eine wunderbar schwarzhumorige Geschichte geschaffen, wie ich sie gern in meiner Jugendzeit gelesen hätte.

Die sympathische Ich-Erzählerin und Hauptprotagonistin Emi ist mir bereits auf der ersten Buchseite ans Herz gewachsen. Ich mochte ihre unkonventionelle, sarkastische Art sehr. Zudem fand ich ihr Hobby, Thanatologie, äußerst spannend und witzig. Ihre Sammlung ungewöhnlicher Todesarten kann sich sehen lassen. Täglich erfindet sie für verschiedene Mitmenschen und Fremde tragikomische Arten ins Gras zu beißen. Das ist so eine Macke von ihr, mit der Erik sie nur allzu gern aufzieht. Er ist in den Klasse ebenfalls ein Außenseiter und hat dazu noch eine dunkle Aura. Doch Emi sieht mit der Zeit hinter Eriks Maske und beginnt ihn mit jeder Challenge, die sie sich im Laufe der Handlung gegenseitig stellen, mehr zu mögen. Also berichtet Pfeffers Geschichte nicht über Ausgrenzung und Mobbing in der Schule, sondern auch über Freundschaft und Patchworkfamilien. Denn Emi hat ihre Mutter früh an Darmkrebs verloren und muss nun mit ihrer stets gut gelaunten Stiefmutter Mara zurechtkommen. Doch Emi hat einen starken Charakter und ist zudem eine intelligente Therapeutentochter. Ihre altkluge Ader fand ich zum Schießen komisch.

Der Sprachstil des Romans ist authentisch, erfrischend modern und herrlich nihilistisch. Ich fühlte mich rundum sehr gut unterhalten und hatte das Buch sehr schnell durchgelesen; bin förmlich über die Seiten geflogen.

Nicht nur inhaltlich, auch optisch macht das Buch einiges her. Der Titel ist eine wunderbare Persiflage auf Hildegard Knefs Lied "Für mich soll's rote Rosen regnen". Das düstere Design des Covers ist farblich und motivisch passend auf die Zielgruppe und den Inhalt abgestimmt wurden und darüber hinaus auch haptisch ein Knaller. 

FAZIT
Ein wunderbar frisches Jugendbuch, das endlich mal "Außenseiter" in den Fokus rückt. Absolut lesenswert.