Rezension

Eine berührende Familiengeschichte

Das Erbe der Rosenthals
von Armando Lucas Correa

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die 11-jährige Hannah erlebt im Berlin 1939 mit, wie die Parolen der Nazis immer mehr in den Köpfen der Menschen Fuß fassen. Plötzlich werden sie und ihre Eltern als Ausgestoßene behandelt. Niemand will mehr etwas mit ihnen zu tun haben. Aber zum Glück hat sie ja noch Leo, der versteht, wie sie sich fühlt. Mit ihm streift sie durch Berlin. Dann hat der Vater eine Passage auf der St. Louis nach Kuba organisiert.

Die 11-jährige Anna lebt mit ihrer Mutter 2014 in New York. Ihr Vater starb vor ihrer Geburt bei dem schrecklichen Anschlag auf das World Trade Center. Die Trauer der Mutter ist groß, so dass sie sich vom Leben zurückgezogen hat. Doch dann bekommen sie einen Brief. Er kommt von Annas Großtante und enthält Fotos mit Hinweisen. Anna will mehr erfahren und ihre Mutter wagt sich plötzlich wieder aus dem Haus. Sie machen sich sogar auf nach Kuba, um die Tante ihres Vaters kennenzulernen.

Abwechselnd wird aus der Sicht von Hannah und Anna berichtet. Die Geschichte ist sehr emotional und berührend.

Wir erleben, wie Hannahs Familie auf dem Schiff bangt und hofft, dass sie eine neue sichere Heimat finden. Doch als sie nach drei Wochen ankommen, dürfen nur wenige Personen von Bord und Hannahs Familie wird auseinander gerissen. Später erlebt Hannah die Revolution der Kubaner mit und verliert danach durch Landreform und Verstaatlichung wieder einmal alles.

Anna hat ihren Vater nie kennengelernt, aber sie hat trotzdem eine enge Beziehung zu ihm und berichtet ihm, was ihr so widerfährt. Da ihre Mutter so lange getrauert und die Wohnung nicht verlassen hat, muss das Mädchen viel Verantwortung übernehmen. 

Anna und Hannah sind beides starke Mädchen, die ihr Schicksal annehmen und zurechtkommen. Wenn man ihre Berichte liest, kommen sie einem viel reifer vor, als es ihrem Alter entsprechen würde. Ihr Gefühlsleben wird durch die Umstände durcheinander gewirbelt, aber diese Emotionen werden häufig unterdrückt und sie berichten recht distanziert. Es ist sehr ergreifend, als Hannah und Anna nach so vielen Jahren aufeinander treffen.

Diese berührende Familiengeschichte lässt einen lange nicht los.