Rezension

Eine berührende Geschichte

Die Möwe Jonathan - Richard Bach

Die Möwe Jonathan
von Richard Bach

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wenn du unbedingt etwas lernen willst, dann lerne, wie man sich sein Futter beschafft. Fliegerei, gut und schön, aber vom Gleitflug kann man nichts abbeißen...“

 

Die Möwe Jonathan ist anders als ihre Artgenossen. Während sich die anderen Möwen mit den Grundbegriffen des Fliegens begnügen, die zur Futtersuche benötigt werden, will Jonathan wissen, wie hoch und wie weit er fliegen kann. Das Eingangszitat gibt die Meinung des Vaters wieder.

Doch Jonathan lässt sich vom Üben und Probieren nicht abbringen.

Die Autoren haben eine berührende Geschichte geschrieben, die auf sehr feine Art philosophische Themen behandelt. Was geschieht, wenn man seine Grenzen auslotet? Was bedeutet es für das persönliche Leben, gegen den Strom zu schwimmen? Welchen Wert hat Freiheit? Das sind nur einige Fragen, die unterschwellig in der Erzählung beantwortet werden.

Der Schriftstil ist sehr poetisch. Treffende Metapher und passende Adjektive beschreiben die Schönheit des Fliegens und den Rausch der Geschwindigkeit. Jonathan ist anfangs ein Lernender. Er beobachtet den Flug der Falken, versucht deren Flugstil zu kopieren oder abzuwandeln. Er lässt sich nicht entmutigen und überwindet seine Angst. Seine Begeisterung ist mit Händen greifbar, als sich erste Erfolge einstellen. Doch seine Artgenossen verstehen ihn nicht. Sie sind gebunden in alte Gewohnheiten und das Hamsterrad des Alltags.

Jonathan wird zum Ausgestoßenen. Geduld und Ausdauer aber führen ihn in höhere Sphären. Er wird zurückkehren und Gleichgesinnte finden. Aus dem Außenseiter wird ein Lehrer. Das folgende Zitat zeigt eine wichtige Einstellung:

 

„...Am weitesten sieht, wer am höchsten fliegt...“

 

Wunderschöne Flugbilder veranschaulichen die Handlung. Sie zeugen von der Weite des Himmels.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein Plädoyer für Freiheit und Aufbruch. Es zeigt, wie der eigene Wille Grenzen überwinden kann.