Rezension

Eine besondere Liebesgeschichte

~ Für immer sein Mond ~ - Marie Enters

~ Für immer sein Mond ~
von Marie Enters

Bewertet mit 5 Sternen

„..In meinen Träumen liegen wir noch einmal nebeneinander, Wange am Wange geschmiegt, Haut an Haut, Herz an Herz. Ein inniger Moment, gestohlene Zeit, von Liebe erfüllt und berauscht...“

 

Mit obigen Sätzen beginnt eine besondere Liebesgeschichte. SIE ist 53 Jahre alt, geschieden und lebt nun mit Jochen zusammen. Beide haben eine gemeinsame Tochter. ER ist 33 Jahre alt, Syrer, gelernter Koch und mit einem Flüchtlingstransport in Deutschland angekommen.

Marie selbst erzählt die Geschichte von ihr und Melih. An eine Liebesbeziehung hat sie lange nicht gedacht. Sie lernt Melih kennen, als sie Deutschkurse für die Flüchtlinge anbietet. Melih und sein Freund bitten sie um Hilfe bei der Wohnungssuche und bei Kontakten mit den Behörden. Sie mag ihn und genießt es, in seinen Augen eine begehrenswerte Frau zu sein. Jochen steht ihrem Einsatz für die Flüchtlinge kritisch gegenüber. Ihre Beziehung ist schon lange in einer Krise und wird nur durch die gemeinsame Tochter zusammengehalten.

Der Schriftstil des Buches ist hochwertig. Sehr genau gibt Marie ihre Gefühle und ihre Ängste wider. Einerseits fühlt sie sich zu Melih hingezogen, andererseits kann und will sie nicht auf die Gemeinschaft mit Jochen verzichten. Ursache ist vor allem die Tochter Charlotte, aber auch ihre wirtschaftlich prekäre Lage. Von ihren Gehalt könnte sie nicht leben. Diese innere Zerrissenheit wird von Seite zu Seite deutlicher. Die erste Herausforderung wird der Ramadan. Erstaunlich gut überstehen beide die Zeit, weil Melih die Regeln nicht sehr verbissen sieht. Melih möchte arbeiten, muss aber auf seine Anerkennung als Asylant warten. Er würde sich am liebsten selbstständig machen. Marie zeigt ihn auf, welche bürokratischen Hürden vor seinem Wunsch stehen. Ein Abschnitt ist dem Austausch auf Facebook gewidmet. Für beide Partner verwendet die Autorin eine unterschiedliche Schriftart. Es ist schön zu lesen, wie behutsam Marie und Melih meist miteinander umgehen. Der Umgangston mit Jochen ist dagegen von Unmut und Lüge geprägt. Als besonderes Stilmittel verwendet die Autorin Gedichte. Während die Prosatexte häufig rational gehalten sind, gilt dies für die Gedichte nicht. Sie sind sehr poetisch, geben mit ausdrucksstarken Worten die Gefühle wieder und verwenden Metaphern aus dem arabischen Sprachgebrauch.

Auf ein Kaüitel möchte ich besonders verweisen. Es ist nur eine Seite. Hier beschreibt Melih mit bitteren Worten seine Sicht über die Ursachen des Krieges in der Heimat.

Ein Zitat trifft den Kern des Problems:

„...Und die Machthabenden in der Welt unterstützen diese Verbrecher – in Erwartung weiterer Waffengeschäfte in Milliardenhöhe...Diese Kriege sind auch ein Testfeld für Einsatzort und Vermarktung neuer Waffen...“

Sehr gut gefällt mir die Rosette am Ende jeden Kapitels.

Das in Lilatönen gehaltene Cover wirkt edel.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Besonders die Gedichte werde ich sicher öfter lesen.