Rezension

Eine Bildungsreise, die zu einem großen Abenteuer wird

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans - Mackenzi Lee

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans
von Mackenzi Lee

Inhalt:
Der junge Sir Henry Montague ist ein Lebemann. Er liebt den Alkohol, die Frauen und die Männer gleichermaßen. Gerne ergibt er sich dem Glücksspiel und genießt dabei eine Pfeife. Als sein strenger Vater beschließt, ihn auf eine Bildungsreise zu schicken, ist Monty zwiegespaltener Meinung: Einerseits ist es der Sinn einer Cavaliersreise sich die Hörner abzustoßen und sich genügend Auslauf zu verschaffen. Andererseits hofft sein Vater ihn durch die Auswahl der Ziele irgend möglich zu sozialisieren, sprich, das Partymonster zu zähmen. Die Worte des Vaters zerstören Montys Träume bald: Sollte diesem zu Ohren kommen, dass sich der Junge ungebührlich verhält, wird das Erbe und damit auch das elterliche Anwesen an den Neugeborenen gehen. Diese Reise ist seine letzte Chance.
Gemeinsam mit einem Hofmeister, der Schwester und dem besten Freund Percy besteigt Monty die Kutsche und macht sich auf die Reise. Von England, nach Frankreich, über Paris bis nach Deutschland und in die Alpen. Die Schwester soll auf dem Rückweg in einem Internat in Marseille abgegeben werden. Doch bereits in Versaille fällt Monty unangenehm auf, in dem er die gesellschaftliche Etikette bricht und bald schon befindet er sich gemeinsam mit seiner Schwester und Percy mitten in einem Abenteuer, das so nie geplant war.

Wichtigste Charaktere:
Monty ist ein Charmeur. Er weiß wie er Frauen und Männer gleichermaßen mit seinem Aussehen aber auch mit seinen Worten um den Finger wickeln kann. Lediglich die höfische Etikette ist ihm fremd. Auch, wenn der Junge promiskuitiv ist, so ist er doch einem Menschen zumindest in Gedanken treu ergeben. Seinem besten Freund und heimlichen Geliebten Percy.

Percy ist ein sehr ruhiger Typ. Nie erhebt er die Stimme. Auch nicht gegen die, die ihm Unrecht getan haben. Seine heimliche Liebe gilt seinem Freund Monty. Stets befindet er sich an dessen Seite. Doch Percy plagt ein Geheimnis und auch seine dunkle Hautfarbe stellt ihn im Leben vor einige Hürden.

Felicity steckt ihre Nase wann es geht in ein Buch. Ihrem Bruder begegnet sie mit einer eigenwilligen und störrischen Art. Seine Lebensweise toleriert sie nur widerwillig und gerne auch mal mit einem bissigen Kommentar auf der Zunge.

Schreibstil:
Die Geschichte beginnt mit einer Szene in der Monty und Percy ein Bett teilen. Sie haben Spaß und genießen ihr Leben. Der Gedanke, dass hier mehr als eine Freundschaft im Gange ist, liegt nahe.
Percy und Monty begeben sich auf Wunsch von Henrys Vater gemeinsam mit einem Hofmeister und Montys Schwester Felicity auf ihre Cavaliersreise, die gerade dem jungen Monty die Flausen austreiben soll. Die Regeln sind bald gefasst: Kein Glücksspiel, wenig Tabak, keine Zigarren, keine Besuche in Lasterhöhlen, keine Techtelmechtel und unziemliche Annäherungen, keine Unzucht, keine Trägheit und kein übermäßig langer Schlaf. Dafür höfische Besuche, Kultur und Bildung. Ein vollständiger U-Turn für Monty also. Dass dem jungen Lebemann diese Regeln zuwider sind, mag man sich denken, dass diese Regeln auch schon innerhalb kürzester Zeit gebrochen werden müssen, liegt ebenfalls sehr nahe. Doch gerade am königlichen Hof von Versaille scheitert Monty an den ersten höfischen Gesprächen und bald schon teilt er sich das Zimmer mit einer der dort anwesenden Damen. Wäre das nicht schon genug, handelt es sich hierbei auch noch um die Räumlichkeiten des Herzogs von Bourbon. Der weitere Verlauf treibt Monty von einem Desaster ins nächste und letztlich beschließt der Hofmeister der Reise ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Doch das Schicksal will es anders und bald schon beginnt ein Abenteuer, welches Monty für immer prägen wird.
Mackenzi Lee siedelt ihre Geschichte im 18. Jahrhundert an. Ihr gelingt es durch die Beschreibung der Mode/Einrichtung der Häuser, dem Flair der Städte, aber auch durch die Ausführung der damaligen Ansichten (Menschen mit schwarzer Hautfarbe sind weniger Wert, gleichgeschlechtliche Liebe ist verpönt) diese Zeit an den Leser weiterzugeben. Hier wandert man mit den Protagonisten durch ein Paris der damaligen Zeit, in der frei herumstreunende Hunde durch die Straßen wandern, Nachttöpfe aus den Fenstern entleert werden und dreckige vielbefahrene Straßen sowie schmutziges Mauerwerk das Landschaftsbild prägen. Krankheiten werden nicht durch Medikamente geheilt. Ein Aderlass soll Erlösung schaffen oder ein in den Schädel gebohrtes Loch die Dämonen vertreiben.
Es ist jedoch nicht nur der bildliche und gut recherchierte Schreibstil der Autorin der den Leser an die Seiten fesselt. Auch die klugen Dialoge machen Spaß. War ich mir zu Anfang noch nicht sicher, ob der Plot über den Roman hinweg genügend Spannungspotential bieten würde, musste ich meine Meinung ab den Geschehnissen in Versailles ändern. Hier begeht Monty nicht nur einen Fehltritt. Eine einzige Tat ist es, die die Wendung der Reise herbeiruft und Cavaliersreise in einen spannenden Abenteuerroman transformiert.

Fazit:
Cavaliersreise ist ein Abenteuerroman, der mit einem sehr bildlichen Schreibstil, klugen Dialogen und einem gut recherchierten gesellschaftlichen/historischen Kontext aufwartet. Hier folgt der Leser dem Lebemann Monty dabei, wie er versucht,die Liebe seines Lebens zu finden, dies im Kampf gegen gesellschaftliche Zwänge und spießbürgerliche Rücksichten. Ob es Monty gelingen wird, seine inneren Konflikte zu lösen und seinen eigenen Weg zu finden, das muss der Leser selbst herausfinden. Versprochen sei an dieser Stelle eine abenteuerliche Reise durch das 18. Jahrhundert mit Piraten, viel Liebe und einigen Hindernissen.