Rezension

Eine dunkle Reise von Schweden nach Argentinien

Bittere Sünde - Liselotte Roll

Bittere Sünde
von Liselotte Roll

Pro:
Das Titelbild fand ich direkt sehr ansprechend, ein richtiges Schmuckstück im Krimi-Regal... Allerdings ist mir immer noch nicht klar, wer die Frau darauf sein soll! Aber das ist ja ohnehin nur zweitrangig: der Inhalt ist es, der zählt, und der ist wirklich hervorragend.
Die Geschichte wirkt zu Beginn vielleicht noch einfach gestrickt, aber schon nach wenigen Seiten wird klar, dass dieser Eindruck trügt: dem Leser enthüllt sich Schicht für Schicht eine komplexe Geschichte, die vom heutigen Schweden in die dunkle Vergangenheit Argentiniens führt. Dabei geht es nicht nur gradlinig darum, den Täter zur Strecke zu bringen, sondern auch um die menschlichen Tragödien, die hinter diesen Morden stecken. In dieser Geschichte breitet sich Gewalt aus wie ein Krebsgeschwür, das noch über Generationen hinweg ganze Familien zerstört.

Ich fand die Geschichte von Anfang an sehr spannend, gerade weil der Täter den Ermittlern immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Nur manchmal fand ich es ein wenig mühsam, den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen und dabei den Überblick über die Personen zu bewahren, aber das gab sich schnell, und dann steigerte sich die Spannung mehr und mehr bis zum unerwarteten Ende. Das Tempo fand ich dabei sehr passend und angenehm: flott genug, um die Spannung zu erhöhen - und langsam genug, um dem Leser Zeit zu lassen, die Charaktere kennenzulernen und sich Gedanken über die Geschichte zu machen.

Der Ermittler Magnus Kalo wirkte auf mich direkt wie ein dreidimensionaler, glaubwürdiger Charakter, der trotz menschlicher Schwächen sehr sympathisch ist. Er hat mit seiner ständigen Erschöpfung und merkwürdigen Symptomen wie Kribbeln in den Beinen zu kämpfen - Burnout oder sogar ein neurologisches Problem? -, seine Frau hasst seinen Beruf, weil sie ständig Angst um ihn hat, er selber fühlt sich desillusioniert und wenig motiviert... Aber dennoch verbeisst er sich schnell in diesen Fall und tut sein Bestes, ihn aufzuklären.

Mit seiner Frau Linn habe ich mich erst ein wenig schwergetan - ich empfand es als ungerecht, dass sie ihrem Mann seinen Beruf zum Vorwurf macht -, aber ich konnte sie dann doch verstehen: sie hat einfach Angst um Magnus und davor, dass sein Beruf auch ihre Kinder in Gefahr bringen könnte. Und mir gefiel, dass sie sich schließlich sogar in die Lösung des Falls eingebracht hat, auch wenn das gegen sämtliche Vorschriften verstieß!

Magnus' Kollegen haben mich schnell für sich gewonnen, besonders sein loyaler aber gelegentlich nerviger Freund Roger, und sogar sein schwieriger und oft ungerechter Chef Arne. Einen der Charaktere schloss ich so ins Herz, dass sein späteres Schicksal mich richtig traurig gemacht hat! Auch die anderen Charaktere, die im Laufe des Buches auftauchen und mehr oder weniger mit dem Fall zu tun haben, wirkten auf mich echt und ungekünstelt.

Erst als ich diese Kritik anfing, machte ich mir Gedanken über den Schreibstil - was im Prinzip auch ein Qualitätsmerkmal ist. Es ist vielleicht kein Zeichen eines überragenden, herausragend originellen Schreibstils, aber das eines kompetenten und wunderbar lesbaren. Ich konnte die beschriebenen Szenen stets gut vor mir sehen. Die Kapitel sind kurz, was dazu verleitet, immer noch eines mehr zu lesen!

Kontra:
Das einzige Manko des Buches war für mich das Ende. Es kam mir ein wenig zu übereilt, löst sich ein wenig zu praktisch und sauber auf, wobei aber vieles nicht abschließend erklärt wird... Und dem Leser wird dadurch vermittelt, was zum Ende geführt hat, dass sich zwei Charaktere in einem hölzernen und konstruierten Dialog darüber unterhalten.

Zusammenfassung:
Trotz des für mich enttäuschenden Endes habe ich das Buch sehr gerne gelesen und würde es auch weiterempfehlen - der Weg zum Ziel macht es mehr als wett!

 

Kommentare

buchleserin kommentierte am 30. November 2013 um 10:18

Das Buch hat mir auch ganz gut gefallen.