Rezension

Eine durch und durch magische und einfallsreiche Geschichte in einer Welt, die literarischer nicht sein könnte. Wie für Buchnerds gemacht.

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension:

Kai Meyers „Die Seiten der Welt“ ist optisch genau so imposant, wie sein Titel. Golden prangen die Buchstaben auf dem Cover und werden von feinen Mustern umgeben – wenn man das Buch ins Licht hält, leuchten diese goldenen Linien und Buchstaben faszinierend.

Diese besondere Aufmachung setzt sich auch im Inneren des Buches fort: Auf der ersten Seite findet der Literaturliebhaber ein „Ex Libris“ und die Hardcoverausgabe enthält ein Lesezeichen mit dem Schriftzug „Libropolis“. Ein solches besitzt auch die Protagonistin im Buch und spielt sogar eine bestimmte Rolle.

Bisher hatte ich noch nichts von Kai Meyer gelesen, aber allein die ersten Sätze ließen mich ins Schwärmen geraten, da so viel Wahrheit in ihnen steckt. Kurz gesagt – „Die Seiten der Welt“ ist auch ohne dass man die ganze Geschichte gelesen hat schon ein Buch, das für Buchliebhaber gemacht wurde.

Aber auch die Geschichte ist wirklich toll. Die Protagonistin Furia lebt mit ihrem Vater, ihrem kleinen Bruder und drei Angestellten zurückgezogen auf einem alten Anwesen mitten im Nirgendwo. Dieses Anwesen ist von einer riesengroßen Bibliothek unterkellert, die sich scheinbar von selbst erweitert. Außerdem gibt es wunderliche Wesen da unten, die alle mit dem Lesen zu tun haben und teils nicht ganz ungefährlich sind – ich bewundere Kai Meyer für seinen Ideenreichtum.

Doch wie es kommen muss, ist die Tatsache, dass nichts passiert, nur von kurzer Dauer. Denn Furias Vater hat sich selbst eine Mission auferlegt und kommt bei dieser zu Schaden, was dazu führt, dass Furia ihre kleine Familie retten muss. Dazu begibt sie sich in eine andere Welt: Libropolis. Doch dort wird sie bereits gesucht, und das nicht nur von einer Person. Zum Glück findet sie Verbündete – Charaktere, die ebenso wie Furia richtig gut ausgearbeitet wurden.

Am meisten konnte mich an „Die Seiten der Welt“ aber tatsächlich die Welt an sich begeistern. Der Autor hat mit den Kulissen des Buches ein so einzigartiges Bild geschaffen, wie ich es noch in keinem Buch, das ich je gelesen habe, vorgefunden habe. Bis zum Schluss war ich immer wieder überrascht – sowohl von den Wendungen als auch von den Ideen, die Kai Meyer zu Papier brachte. Ein kleines Beispiel? – Die Mission von Furias Vater war es, die sogenannte Entschreibung aller Bücher zu verhindern. Die Entschreibung ist ein Ereignis, das, wenn es beginnt, von Buch auf Buch überspringt und die Buchstaben von den Seiten nimmt. Bis es keine gedruckten Worte mehr gibt. Nirgendwo. Wenn das mal keine Horrorvorstellung ist …

Fest steht: Ich kann „Die Seiten der Welt“ jedem Buchliebhaber nur wärmstens empfehlen. Zwar bekommt das Buch von mir „nur“ 4 von 5 Sternen – allerdings aus dem Grund, weil ich damit rechne, dass Band 2 noch mehr von Kai Meyers Potential entfalten wird.