Rezension

Eine ebenso spannende wie unterhaltsame Lektüre. Ein Liebesroman ohne Kitsch mit vielfältigen Bezügen zu Themen der Literatur

Lügen Sie, ich werde Ihnen glauben - Anne-Laure Bondoux, Jean-Claude Mourlevat

Lügen Sie, ich werde Ihnen glauben
von Anne-Laure Bondoux Jean-Claude Mourlevat

Bewertet mit 5 Sternen

Anne-Laure Bondoux, Jean-Claude Mourlevat, Lügen Sie, ich werde Ihnen glauben, Deuticke 2016, ISBN 978-3-552-06325-9

 

Dieser in Frankreich 2015 erschienene und von der erfahrenen  Ina Kronenberger ins Deutsche übersetzte E-Mail-Roman erinnert den  Leser sofort an den berühmt gewordenen Roman Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“ aus dem Jahr 2006. Dennoch ist der Roman „Lügen Sie, ich werde Ihnen glauben“ von Anne-Laure Bondoux und Jean Claude Mourlevat keine einfache Kopie, sondern nutzt lediglich die Form der E-Mail, in der heute tausendfach mehr Menschen miteinander kommunizieren als noch vor zehn Jahren, als ein Mittel, um auf eine unterhaltsame und auch spannende Weise zu beschreiben, wie zwei Menschen sich einander näher kommen.

 

Denn man kann den Roman durchaus in die Rubrik der anspruchsvollen Liebesromane einordnen. Er beginnt damit, dass der berühmte Schriftsteller Pierre-Marie Sotto in seinem Briefkasten ein dickes Kuvert findet. Natürlich vermutet er, jemand habe ihm ein unverlangtes Manuskript geschickt. Weil er die prinzipiell nicht liest (obwohl er Zeit dafür hätte, denn für einen neuen Roman fällt ihm seit schon längere Zeit überhaupt nichts ein, wie wir später erfahren), will er das dicke Kuvert sofort zurückschicken. Weil aber die Absenderin, eine Adeline Parmelan, auf der Rückseite des Kuverts lediglich ihre E-Mail-Adresse hinterlassen hat, schreibt Sotto ihr eine Mail und bittet sie freundlich, aber bestimmt um ihre Adresse für die Rücksendung.

 

Noch am selben Tag antwortet Adeline nicht weniger freundlich und erlaubt sich darauf hinzuweisen, „dass der Inhalt des Umschlags eher außergewöhnlicher Natur ist.“ Es entwickelt sich nun in den folgenden Tagen und Wochen ein reger E-Mail-Kontakt, zu dessen Anfang sich Adeline als groß, brünett und dick beschreibt. Irgendetwas an ihrer Sprache und Direktheit fasziniert den Schriftsteller, wobei es einige Zeit dauert, bis er zunächst sich selbst und dann auch seiner Mailpartnerin dies eingestehen kann. Die Mails werden persönlicher, sie lernen sich kennen, so wie andere das tun, wenn sie die ersten Male zusammen ausgehen und sich aus ihrem Leben erzählen.

 

Schon bald spürt Sotto, dass er ohne diese Mails nicht mehr sein kann. Zögernd gestehen sie sich ihre Zuneigung und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich treffen werden.

 

Doch was ist mit dem Inhalt des Kuverts, mit dem die ganze Geschichte begonnen hat? Diese Spannung wird lange aufrechterhalten, und als es endlich seinen Inhalt preisgibt, bleibt die Frage, wie es mit diesem außergewöhnlichen Liebespaar weitergehen wird.

 

Eine ebenso spannende wie unterhaltsame Lektüre. Ein Liebesroman ohne Kitsch mit vielfältigen Bezügen zu Themen der Literatur.