Rezension

Eine ebenso zarte wie beeindruckende Geschichte!

Ein Leben mehr - Jocelyne Saucier

Ein Leben mehr
von Jocelyne Saucier

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Wenn man die Freiheit hat, zu gehen, wann man will, entscheidet man sich leichter für das Leben.“ (S. 106)

In diesem Fall ist es dem Verlag unglaublich gut gelungen, die Geschichte auf einem Cover widerzuspiegeln. So wie das Cover erzählt auch „Ein Leben mehr“ sehr sinnlich von den Spuren des Lebens, von Lebensgeschichten und von der Besinnung auf sich selbst. Ein Buch, das drei der größten Wörter in den Fokus stellt – LEBEN, LIEBE und FREIHEIT und diese miteinander verwebt. Mit „Ein Leben mehr“ wendet sich die kanadische Autorin Jocelyne Saucier erstmalig an das deutsche Publikum und schenkt uns einen Roman mit imposanter Kraft.

 

Worum geht es?

Wie die Autorin selbst, leben unsere Hauptfiguren abgeschottet in einem kanadischen Waldstück, Jocelyne Saucier weiß also, wovon sie spricht. Die Hauptfiguren, das sind anfänglich Tom, Ted und Charlie, drei Männer, die unserer Gesellschaft entsagen, um den Tod in Freiheit in Empfang nehmen zu können. Drei sehr unterschiedliche Männer, deren gemeinsames Ziel sie zusammenführte und zu einer Gemeinschaft wachsen ließ. Jeder hat sich sein eigenes spartanisches Reich errichtet, in dem er sich auf sich und die Natur besinnen kann. Irgendwann tritt eine Fotografin in das Leben der Figuren und verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart. Mehr sei nicht verraten, aber das Vorwort der Autorin, in der sie den Wahrheitsgehalt der Geschichte betont, ist zugleich ein perfekter Einstieg und eine wahnsinnig treffende Zusammenfassung der Geschehnisse.

 

„Das hohe Alter schien ihr ein Hort der Freiheit zu sein, wo man sich keinen Zwängen unterwirft und seinen Geist auf Wanderschaft schicken kann.“ (S. 85)

Mich hat das Buch während des Lesens in einen Sog gezogen, dem ich nicht so einfach entrinnen konnte. Vermutlich aufgrund ihrer Erfahrung, aber ebenso aufgrund von einem unglaublichen Schreibtalent, ist es der Autorin gelungen, den kanadischen Wald und Lebensraum der Männer für mich wahnsinnig plastisch und glaubhaft darzustellen. Aber nicht nur die Umgebung, auch die Charaktere waren unglaublich liebevoll gezeichnet und es war mir eine Freude, sie kennenlernen zu dürfen. Es ist nur eine kleine, zarte Geschichte, die dem Leser aber eine Menge mit auf den Weg geben kann, sofern er daran interessiert ist. Ich vermute auch, dass die Geschichte eine wahnsinnige Nachhallwirkung entfalten wird, denn sie ist, denke ich, auf jedermann anwendbar und beschäftigt sich mit den Grundfragen der Menschen auf eine wunderschöne, unverfälschte und nachhaltige Art und Weise.

 

Fazit: Ein Buch, das genau das hält, was es verspricht. Eine unbedingte Leseempfehlung an alle, die eh mit dem Buch liebäugeln und sich von einer Geschichte überwältigen lassen wollen.