Rezension

Eine eindringliche Geschichte die tief berührt!

Die Farbe von Milch
von Nell Leyshon

Das junge Mädchen Mary ist durch ihr Leben auf dem Bauernhof an ein hartes Leben gewöhnt. Mit fünfzehn Jahren zieht sie schließlich in den Haushalt des Dorfpfarrers und kümmert sich um seine schwer kranke Ehefrau. Das Leben von Mary verändert sich schlagartig, doch eines bleibt: Marys unverblümte Direktheit! Nach dem Tod der Pfarrersfrau bleibt Mary alleine mit dem Hausherren zurück und ihr Leben ändert sich von Neuem.

"Ich wusste dass ich Wünsche und Träume hatte aber ich wusste nicht was für welche." (Die Farbe von Milch, Seite 37)

Nell Leyshon’s Roman “Die Farbe von Milch” gehört zu meinen Lesehighlights des Jahres 2017.

Die Geschichte der jungen Mary ging mir durch Mark und Bein und ich weiß gar nicht wie ich meine Gefühle zu diesem besonderen Buch in Worte kleiden soll. Selten hat mich ein Buch derart ergriffen und mitgenommen wie die Geschichte dieses jungen Mädchens, die im Jahre des Herren 1830/31 seinen Lauf nimmt.

An den ungewöhnlichen Erzählstil muss man sich zwar erst gewöhnen, doch sobald man in die Handlung eingestiegen ist und man sich mit der Erzählerin Mary identifiziert hat, lässt einem der Roman nicht mehr los! Schnell wird klar, dass der besondere Stil seine Berechtigung hat, denn die Geschichte wird von Mary in der Ich-Perspektive selbst erzählt und niedergeschrieben. Dabei muss sie sich jeden Buchstaben abringen und sich sehr konzentrieren, denn sie hat erst vor kurzem Lesen und Schreiben gelernt – etwas ganz besonderes für eine Bauernmädchen das bisher nur die kräftezehrende Arbeit auf dem Feld kennen gelernt hat.

Mehr möchte ich euch nicht über den Inhalt des Romans verraten. Am besten taucht man einfach selbst in dieses längst vergangene Jahrhundert ein und lässt die gesellschaftlichen sowie familiären Konstrukte auf sich wirken.

"Ich hab mein Leben lang ständig Ärger bekommen, sagte ich, aber das hat mich noch nie davon abgehalten weiter zu sagen was ich denke." (Die Farbe von Milch, Seite 11)

Am meisten beeindruckt hat mich Mary selbst. Sie ist ein kraftvoller Charakter der mich durch seine Persönlichkeit vom ersten Augenblick an begeistern konnte. Mary ist trotz ihres jungen Alters bereits sehr selbstbewusst, nimmt kein Blatt vor den Mund, ist grundehrlich und vor allem strotzt geradezu vor neugieriger Wissbegierde.

"Und dann werde ich frei sein."  (Die Farbe von Milch, Seite 207)

Mary eckt mit ihrem Wesen in der patriarchalischen Welt immer wieder an. Dennoch lässt sie sich niemals entmutigen und verfolgt zielstrebig und mutig ihren Weg. Nell Leyshon ist es hervorragend gelungen die Dramaturgie der Geschichte in Szene zu setzten. Obwohl mir die Traurigkeit der Geschichte fast den Atem geraubt hat, konnte auch die wichtige und hoffnungsvolle Botschaft zu mir durchdringen.