Rezension

Eine einfache Geschichte, die tief berührt

Die Farbe von Milch
von Nell Leyshon

Marys Haare haben die Farbe von Milch. Sie ist die jüngste von vier Schwestern. Ihr zu Hause ist ein Bauernhof, auf dem sie mit ihren Schwestern, den Eltern und dem Großvater lebt. Marys Leben ist geprägt von der harten Arbeit auf dem Hof. Das ändert sich, als sie in das Haus des Dorfpfarrers zieht, um dessen herzkranke Frau zu pflegen. Für Mary eröffnet sich eine andere Welt, an die sie sich nur schwer gewöhnen kann und die ihr kein Glück bringt.

Der Roman spielt 1830/31 in England. Mary ist eine aufgeweckte junge Frau, die oftmals kein Blatt vor den Mund nimmt. Trotz der Arbeit auf dem Bauernhof, schafft sie sich Freiräume, in denen sie, wenn auch nur für einen kurzen Moment, ihren Gedanken freien Lauf lassen kann. Mary ist zwar ohne jegliche Schulbildung, dennoch kann man sie als klug bezeichnen. Sie begreift sehr schnell. Als jüngste von vier Schwestern, zudem noch mit einer Beinbehinderung, hat sie gelernt sich durchzubeißen. Ihr Großvater ist ihr engster Vertrauter. Als sie in das Pfarrhaus ziehen muss, verlässt sie ihn nur ungern. Im Allgemeinen kann Mary sich nur schwer an ihr neues Leben gewöhnen. Fürsorglich kümmert sie sich um die kranke Frau des Pfarrers. Zwischen den beiden Frauen beginnt eine Annäherung, in dem sie sich jeweils von ihrem Leben berichten. Daher trifft Mary ihr Tod sehr. Obwohl Marys eigentliche Aufgabe nun beendet ist, bleibt sie als Haushaltshilfe im Pfarrhaus. Der anstehende Winter wird Marys Leben für immer verändern.

Die Erzählweise ist einfach und schlicht, denn Mary erzählt uns ihre Geschichte mit ihren Worten. Es beginnt im Frühjahr 1830 und endet im Frühjahr 1831. Die Kapitel orientieren sich an den Jahreszeiten, so wie sich auch die Arbeit des Bauern nach diesen Zeiten richtet. Der Roman erzählt vom harten Leben auf dem Land. Jeder Charakter ist durchweg authentisch gezeichnet, so als ob die Figuren wirklich existiert haben. Gerade die unaufgeregten, realen Schilderungen lassen den Leser intensiv in die Geschichte eintauchen. Man leidet mit Mary, lächelt über sie und wünscht ihr einfach nur das bestmögliche Leben.

Es ist ein außergewöhnlicher Roman über ein eigenwilliges, furchtloses vierzehnjähriges Bauernmädchen, welches am Ende den gesellschaftlichen Zuständen ihrer Zeit nicht trotzen kann. LESENSWERT!