Rezension

Eine erschütternde Lebensgeschichte am Rande der Gesellschaft

Kukolka - Lana Lux

Kukolka
von Lana Lux

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte des neunjährigen Romamädchens Samira ist eine bis ins Mark erschütternde, weil diese gnadenlos realistisch erzählt wird.

Worum geht's?
Samira ist 9 Jahre alt, als sie aus dem ukrainischen Waisenhaus "Sonnenschein" flieht, um ein besseres Leben führen zu können. Doch die Flucht und das folgende Leben als Bettlerin und Sängerin auf der Straße ist alles andere als leicht. Rocky gibt Samira und all den anderen Straßenkindern gegen Geld ein Zuhause. Für den schmierigen sowie spielsüchtigen Ersatzvater ist Samira wegen ihrer Schönheit wie ein Sechser im Lotto. Fortan erbettelt und ersingt das kleine "Zigeunermädchen" am meisten Geld und darf in Rockys abgeranzter Wohnung sogar auf dem Sofa schlafen. Doch Samira will raus aus diesen menschenunwürdigen Lebensumständen und ihre Freundin Marina in Deutschland besuchen. Der Mann, der ihr das ermöglichen wird, heißt Dima und ist auf Anhieb in die puppenhafte Erscheinung von Samira vernarrt. Bald nimmt er sie zu sich und kauft ihr Kleider und vieles mehr. Doch um welchen Preis? Denn hinter seiner hilfsbereiten wie verständnisvollen Art steckt Kalkül. Er will Samira gefügig machen und schafft sie zwar nach Deutschland, aber geradewegs in die Zwangsprostitution.

Meinung
Lana Lux' Roman ist nichts für schwache Gemüter, weil er die ungeschönte Wahrheit in der Figur Samiras abbildet und damit den Opfern von Ausbeutung und Gewalt ein Gesicht gibt. In frappierend realistischer und damit derber Sprache nähert sich die Autorin ihrer Protagonistin an. Alles kommt klar und verletzend brutal zur Sprache, so dass der Leser mehr als einmal kräftig schlucken muss, um das ungerechte und abscheuliche Leid zu ertragen. So bunt und aufgeweckt das Buchcover daherkommt, so erschütternd ist der Buchinhalt. Samiras Lebensgeschichte ist eine negative Endlosspirale, die aufhorchen lässt, gerade im ach so sicheren und zivilisierten Westeuropa. Unwillkürlich fragt man sich, wie solch inhumane Zustände noch Bestand haben können. Traurigkeit und Hilflosigkeit stellen sich ein. Auch wenn ich das ein oder andere Mal arg mit dem Plot und Samiras Schicksal zu kämpfen hatte, so habe ich das Buch doch beenden können und bin froh, dass es solch wachrüttelnde Literatur noch gibt.

Fazit
Ein durchweg authentisches Buch, das mitreißt und zugleich schockiert. Diese Lektüre geht unter die Haut.