Rezension

"Eine Familie mit Saft"

Bis zum Himmel und zurück - Catharina Junk

Bis zum Himmel und zurück
von Catharina Junk

Bewertet mit 5 Sternen

Ich gebe zu, eigentlich wollte ich Catharina Junks Roman nur lesen, da ich die Leseprobe so witzig fand. Besonders hohe Ansprüche hatte ich nicht.

Schnell belehrte mich das Buch eines Besseren. „Bis zum Himmel und zurück“ ist bei weitem mehr als nur ein Schenkelklopfer. Tatsächlich hat mich diese Geschichte sehr berührt ich litt mit den Charakteren, deren Leben durch einen unachtsamen Moment für immer aus den Fugen geraten ist.

Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht von Drehbuchautorin Katja. Ihre mehr oder weniger unbeschwerte Kindheit nahm ein jähes Ende, als ihre jüngere Schwester bei einem tragischen Unglück ums Leben kam. Dieser Schicksalsschlag lies die Familie völlig hilflos zurück. Katja versuchte ihren Schmerz mit Selbstverstümmelung zu vergessen, ihre Mutter ertränkte ihn in Alkohol und der Vater flüchtete zu einer anderen Frau. 15 Jahre später sind von der einstigen Familie nur noch Scherben übrig, sämtlicher Kontakt ist abgebrochen.

Doch als Katjas Vater ins Koma fällt, sieht sie sich mit der Vergangenheit konfrontiert und sie macht sich auf die Suche nach Antworten auf die Fragen, die sie schon mehr als ihr halbes Leben lang quälen.

Ich mochte Katja sehr gerne. Auch wenn ich nichts dergleichen selbst erlebt habe, so konnte ich mich doch ein wenig mit ihr und ihrer „Meine vier Wände sind mein sicherer Hafen“ Mentalität identifizieren. Ihr trockener Humor hat mich oft amüsiert, auch wenn es an vielen Situationen, in denen sie sich befindet, im Grunde nichts zu lachen gab.

Es war sehr interessant zu verfolgen, wie Katja sich im Laufe des Buches weiter entwickelt und die Mauern, die sie um sich errichtet hat, immer mehr einrissen.

Auch einige der Nebencharaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen, sei es Alex, Jella oder Joost.

Das war mein erstes Buch der Autorin, aber ihr Schreibstil hat mich so sehr begeistert, dass ich ihren Debütroman sehr bald lesen möchte. Catharina Junk gelang es mühelos, sich auf dem schmalen Grad zwischen Komik und Schmerz zu bewegen. Dieses Buch ist wirklich überraschend vielschichtig und wirkt dabei niemals kitschig oder aufgesetzt. Am Ende musste ich tatsächlich ein wenig weinen.

Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Es hat zwar nicht wirklich Bezug zur Handlung, aber es weckt durch seinen gelblichen Farbton die Erinnerung an warme Sommertage und das ist definitiv etwas, was man in diesem endlosen Winter gebrauchen kann.