Rezension

Eine fantastische Fortsetzung, ich liebe jedes einzelne Wort!

Mein Herz in zwei Welten
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe mich so unglaublich auf den dritten Band von Jojo Moyes Buchreihe um die quirlige Louisa Clark gefreut. Ich weiß, dass für viele die Geschichte mit Ein ganzes halbes Jahr zu Ende erzählt ist, aber das sehe ich absolut nicht so. Im Gegenteil: Ich finde es fantastisch, dass Moyes uns so intensiv an Lous Leben und Gefühlen nach Wills Tod teilhaben lässt. Dass sie zeigt, dass die Geschichte ihrer Heldin noch nicht vorbei ist und auch die Schicksale von Wills Eltern und Lous Familie weiter beleuchtet. Nach Ein ganzes halbes Jahr und Ein ganz neues Leben habe ich Louisa einfach ins Herz geschlossen und ich fand es sehr bewegend, auf ihrem Weg zurück ins Leben an ihrer Seite zu stehen. Das nur vorab.

Mein Herz in zwei Welten setzt genau dort an, wo Ein ganz neues Leben endet. Lou landet in New York und stürzt Hals über Kopf in ein komplett anderes, aufregend rasantes Leben - ebenso wie der Leser mitten in die Handlung. Der Einstieg hat mir deshalb sehr gut gefallen, denn es fühlt sich einerseits an wie Nachhausekommen und andererseits genauso, als würde man dieses irre Abenteuer tatsächlich selbst erleben. Ein paar Problemchen hatte ich anfangs mit der Schilderung von Lous neuen Lebens- und Arbeitsverhältnissen. Die Gopniks, eine der reichsten New Yorker Familien, sind so grundlegend anders als die Traynors und irgendwie die Art von Menschen, zu denen Lou ganz und gar nicht passt. Des Öfteren dachte ich beim Lesen: Echt jetzt? Man merkt einfach recht schnell, dass dieser überkandidelte Lebensstil der Gopniks, dieses ekelhafte Polyester-Dress, das Lou während der Arbeit tragen muss, und vor allem dieses Schönwetter-Getue gar nicht zu Lou passen. Ich hatte hier und da etwas Angst, dass Moyes die alte Lou vielleicht aus den Augen verlieren könnte...

Aber: Genau darum geht es um Mein Herz in zwei Welten. Lou geht neue Wege, um ihr wahres Ich zu finden und sich endlich irgendwie selbst zu definieren. Denn seit den Ereignissen in Ein ganzes halbes Jahr ist ihr klar, dass sie noch nie so richtig sie selbst war, weil sie einfach nicht wusste, wer sie ist. Und in diesem neuen Roman macht Lou endlich die wahnsinnige Charakterentwicklung durch, auf die man so lange gewartet hat. Irgendwie macht es Klick und das, was Lou in New York erlebt, hilft ihr dabei zu erkennen, wer sie ist und was sie aus ihrem Leben machen möchte. Der Weg dahin ist beschwerlich, bewegend, hier und da schmerzhaft, aber auch sehr unterhaltsam. Denn Lou wäre nicht Lou, wenn sie unterwegs nicht in sämtliche Fettnäpfchen und dem ein oder anderen fest auf den Schlips treten würde.

Ich finde, der Schauplatz-Wechsel hat der Geschichte um Lou, ihre Familie, die Traynors und natürlich Sanitäter-Sam wirklich gut getan. New York bringt frischen Wind in die Handlung und hält unterwegs jede Menge Überraschungen für Lou und auch für den Leser bereit. Mir hat es sehr, sehr gut gefallen, die pulsierende Metropole aus Lous Perspektive zu entdecken, denn das ist eben ein ganz besonderes, spannendes New York mit unterschiedlichen Facetten. Auch die sehr verschiedenen Charakteren, allen voran natürlich die Gopniks und die resolute Mrs De Witt, machen die Handlung dynamisch und abwechslungsreich. Ich finde, Moyes hat hier eine sehr gute Balance zwischen Altem und Neuem geschaffen, denn einerseits entdeckt man als Leser viele neue Aspekte, freut sich andererseits aber auch über das Wiedersehen mit altbekannten und lieb gewonnenen Charakteren wie Nathan, Lous Eltern und ihre Schwester, Sam, Lily und den Traynors.

Insgesamt hat mich Mein Herz in zwei Welten wie erwartet großartig unterhalten, mich berührt und komplett abgeholt, vor allem aber macht es wahnsinnige Lust aufs Leben und Entdecken. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber endlich findet Lou auf Umwegen zu sich selbst und zu dem, was sie wirklich glücklich macht. Natürlich fehlen auch Herzschmerz, Dramatik und überraschende Entwicklungen nicht - in Kombination mit Moyes wie immer flüssigem, lockerleichtem Erzählstil und Lous chaotischem, aber herzlichem und absolut liebenswertem Wesen ist das eine Geschichte, die ans Herz geht, unterhält und im Gedächtnis bleibt. Ein echter Moyes und für mich eine weitere gelungene Fortsetzung einer Geschichte, die eben noch lange nicht zu Ende ist (hoffe ich zumindest).

Mein Fazit:
Herrlich, unterhaltsam, bewegend, einfach fantastisch - mein Wiedersehen mit Lou war genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Bei Mein Herz in zwei Welten war nicht einmal ansatzweise die Luft raus, vielmehr gelingt es Moyes, der Geschichte mit neuen, polarisierenden Charakteren, einem spannenden neuen Schauplatz und Lous innerem Konflikt noch einmal ordentlich Auftrieb zu geben. Mich hat Mein Herz in zwei Welten von vorne bis hinten überzeugt, denn Lou ist einfach eine Figur, mit der man wahnsinnig gern zusammen ist. Meinetwegen kann gerne jedes Jahr ein neues Buch erscheinen, bis Lou alt und grau und runzelig, aber natürlich immer noch fesch gestylt ist. :D Ich würde sie alle lesen!