Rezension

Eine faszinierende Selbstfindungsreise

Die Reise der Amy Snow - Tracy Rees

Die Reise der Amy Snow
von Tracy Rees

Inhalt:
 

Als Baby wurde Amy Snow ausgesetzt. Mittellos und von allen gehasst wird sie auf dem noblen Hatville Court aufgezogen. Die schöne Tochter des Hauses, Aurelia Vennaway, ist Amys einzige Freundin und der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Als Aurelia jung stirbt, bricht Amys Welt zusammen. Aber Aurelia macht ihr ein letztes Geschenk: Ein Bündel Briefe, das Amy auf Schatzsuche schickt. Einen Code, den nur Amy entschlüsseln kann. Am Ende erwartet Amy ein Geheimnis, das ihr Leben verändern wird. Amy Snow begibt sich auf eine Reise quer durch England. (Quelle: lovelybooks.de)

Meine Meinung:

Kaum zu glauben, dass dieses Buch ein Erstlingswerk ist. Man muss mit ein wenig Neid anerkennen, dass Tracy Rees nicht umsonst den Schreibwettbewerb gewann. Sie schafft es trotz einiger Längen, die aber nicht wirklich störend wirken, den Leser in das Buch und die Geschichte zu ziehen und mit Amy und ihrem Schicksal mitzufühlen.

Die Geschichte beginnt kurz nach Aurelias Tod und dem Neubeginn bzw. dem wahrhaften Beginn von Amys Leben. Stück für Stück führ Aurelia ihre Freundin mithilfe von kleinen Briefen und Hinweisen in ein neues Leben, in dem sie indirekt zwar noch eine Rolle spielen wird, aber auf eine ganz andere Art und Weise, wie Amy sich das vorgestellt hat.

„Das Leben ist Veränderung, Amy… Wir können nichts festhalten. Die Zeit ist wie ein Fluss. Er trägt uns fort und meistens viel schneller, als uns lieb ist.“

Amy ist eher unscheinbar und ernst, wogegen Aurelia immer ein strahlender Stern, ein Mensch voller Tatendrang und Selbstbewusstsein zu sein schien. Amy kann sich nicht vorstellen, dass es etwas anderes außer Hatville oder die Liebe zu Aurelia geben kann.

"Wenn Gott gewollt hätte, dass wir alles wissen, hätte er die Welt nicht so rätselhaft gemacht." S.82

Tracy Rees schreibt bildgewaltig und so sieht man sich inmitten des tristen und imposanten Londons und gleichsam auf der blühenden Wiese stehen und kann Amys Empfindungen unglaublich gut nachvollziehen.

Die Charaktere sind durch die Bank weg interessant, keiner erscheint blass oder unscheinbar. Jede Figur hat ihre Bestimmung und ist wichtig für die Geschichte.

Mit Amy Snow zeigt die Autorin auf, wie das Frauenbild sich im 19ten Jahrhundert immer mehr wandelte und es ist schön dabei zuzusehen, wie dies langsam aber stetig von statten geht.

Auch wenn sie oftmals ruhigere Töne anschlägt oder Szenen etwas in die Länge zieht, schaffte Tracy Rees es, mich durchweg zu fesseln. Nicht eine Minute lang, war mir langweilig oder hatte ich die Intention das Buch zur Seite zu legen. Ganz im Gegenteil. Ihr angenehmer Schreibstil und die durchweg klare, dennoch poetisch angehauchte  Ausdrucksweise, haben mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen.

Obwohl sich das Ende ab einem gewissen Punkt sowohl von Amy als auch vom Leser erahnen ließ, konnte ich mir Tränen kaum verkneifen, als diese Vermutung bestätigt wurde. Gerade auch weil Amy in nicht wusste, ob sie den Weg, den ihr Aurelia vorgegeben hatte, überhaupt noch weitergehen wollte und somit das Geheimnis nie erfahren hätte.

Fazit:

Ein gelungenes Erstlingswerk, dass so viel mehr bietet, als ich erwartet habe. "Die Reise der Amy Snow" reiht sich in meine kleine aber feine Reihe von Lieblingsbüchern ein und erhält aufgrund ihrer facettenreichen und wunderbaren Detailtreue eine Lese- und  Kaufempfehlung von mir.