Rezension

Eine feine Geschichte über die Freundscha und das schönste Hobby der Weltft

Eine Geschichte der Zitrone - Jo Cotterill

Eine Geschichte der Zitrone
von Jo Cotterill

Bücher bauen Brücken und befähigen ihre Leser dazu, sich über die Grenzen der Fantasie hinwegzusetzen. Sie schaffen Verbindungen, die im normalen Alltag wohl nie zustande gekommen wären. Bücher können einem Leser Menschen zurückgeben, die er verloren hat. Dies behauptet zumindest Calypso, die literarische Hauptfigur aus „Eine Geschichte der Zitrone“ von Jo Cotterill. Wie sie zu dieser Überzeugung kam, erzählt sie in uns in einer besonderen Geschichte über Freundschaft und Bücher.

Als Bücherwurm hat man es besonders während der Schulzeit nicht leicht. Meist wird man als Sonderling abgestempelt, weil man es sich lieber mit einem Buch unter einem Baum gemütlich macht, anstatt mit seinen Mitschülern die Pausen zu verbringen. Umso schwieriger ist es dann auch Freundschaften zu schließen. Doch Calypso hat Glück, denn eine neue Mitschülerin namens Mae ist genauso ein Bücherwurm wie sie. Calypsos Vater ist hingegen nicht begeistert, wenn sie Freundschaften schließt, weil sie sich nicht auf andere einlassen soll. Man könne sich nur auf sich selbst verlassen. Jedoch bemerkt er kaum, wie die zart aufkeimende Freundschaft zwischen den beiden buchbegeisterten Mädchen heranwächst. Zu sehr ist er damit beschäftig, sein Meisterwerk über die Geschichte der Zitrone zu vollenden. Und manchmal erscheint es fast so, als würde er vergessen, dass er eine Tochter hat.

In diesem Buch erzählt Calypso von ihrem Alltag, einem staubig leeren Zuhause und von ihrer Leidenschaft: den Büchern. Sie erzählt von einer Leere, von der ihre Familie überfallen wurde und von der Einsamkeit, die ein Schicksalsschlag hinterlassen hat. Wiederum erfüllt sie uns Leser mit einer alles überstrahlenden Wärme, wenn sie über ihre Bücher spricht. Bücher, die nicht nur hochtrabende Literaten kennen. Auch ganz moderne Geschichten verstecken sich in ihren Bücherregalen, für die sie sogar ein eigenes Zimmer hat.

Calypso hat eine sehr fesselnde, bewegende und mitreißende Erzählweise und nimmt den Leser  - durch ihre fantasievolle Art Dinge zu beschreiben und ihrer enormen Vorstellungskraft - mit auf ihre Reise durch die Buchwelt und taucht mit ihm ab in fremde Welten, weg von der Trauer und der Einsamkeit.

„Eine Geschichte der Zitrone“ von Jo Cotterill hat mich sehr überrascht, denn diese wunderschöne und sehr feine Geschichte hat viele Emotionen in mir wachgerufen, von denen ich dachte, dass kein Buch sie je wieder heraufbeschwören könnte. Ich habe Calypso gerne durch die starke Handlung begleitet und ihr dabei zugesehen, wie sie ihre geschundene Seele einer bedeutsamen Freundschaft öffnet und Halt findet.

„Jemand anderes fängt mich. Diesmal, nur dieses eine Mal, muss ich mich nicht selbst auffangen. Ich muss nicht selbst innerlich stark sein, weil jemand anderes für mich stark ist. Was für eine Erleichterung.“ Seite 89 

Ein Buch zu finden, welches mich ähnlich begeistern kann wie „Eine Geschichte der Zitrone“ von Jo Cotterill, wird sehr schwierig zu finden sein. Denn für mich ist es eine Perle, die mein Bücherregal nicht mehr verlassen wird. Nur, um mich erneut mit den besonderen literarischen Figuren zu umgeben und in der eindringlichen Handlung mit ihren wunderschönen Zeilen zu verlieren.

 

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