Rezension

Eine Fortsetzung, die durchaus Überraschungen bietet...

Chroniken der Schattenjäger 02. Clockwork Prince - Cassandra Clare

Chroniken der Schattenjäger 02. Clockwork Prince
von Cassandra Clare

Zitat:
„War es wirklich möglich, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben? Konnte man sein Herz denn wahrhaftig teilen?“
(S. 354)

Inhalt:
Die Institutsleitung von London, insbesondere Charlotte, muss sich vor dem Rat für die vergangenen Geschehnisse verantworten. 
Benedict Lightwood macht keinen Hehl daraus, für wie untauglich er eine Frau als Leiterin hält und bittet um ein Ultimatum: Charlotte soll binnen 14 Tagen den Aufenthaltsort von Mortmain herausbekommen, oder sie wäre augenscheinlich mit ihren Aufgaben überfordert und solle die Institutsleitung an das Haus Lightwood übergeben.

Selbstverständlich willigen alle im Institut lebenden Personen ein, Charlotte zu helfen. Aber handeln wirklich alle aus Hilfsbereitschaft oder gibt es vielleicht auch private Gründe?

Meinung:
Endlich konnte ich auch zu Band 2 der „Chroniken der Schattenjäger“ greifen und durfte erfahren, wie es insbesondere mit Will und Tess weitergeht.

Der Einstieg gestaltete sich trotz der wenigen Zeit, die seit Band 1 vergangen ist, schwerer als erwartet. Nur wenige Rückblick-Momente riefen mir wieder alles in Erinnerung. So wurde ich verwirrt in die Handlung geworfen, und wieder einmal von Cassandra Clares detaillierten Beschreibungen abgelenkt. So sehr abgelenkt, dass die Geschichte erst nach dem ersten Drittel an Fahrt gewann und selbst dann immer wieder ausgebremst wurde. Nie zuvor sind mir diese „Beiläufigkeiten“ so sehr aufgefallen wie in „Clockwork Prince“, was stets den Gedanken an eine „Füllfolge“ in mir streute, da beispielsweise der Magister nur thematisiert wird, sich aber nicht am aktiven Geschehen beteiligt. Nichtsdestotrotz konnte mich die Handlung insgesamt durchaus überraschen.

Schnell wird klar, dass die Geschehnisse in Band 1 nicht ohne Folgen bleiben, Charlotte muss sich vor dem Rat verantworten und bekommt eine Aufgabe auferlegt, die schier unmöglich zu sein scheint.
Währenddessen bekommen wir aber endlich einen genauen Einblick in das „Geheimnis“ von Will. Er lässt endlich seine Fassade fallen – zumindest gegenüber Magnus Bane, dessen Hilfe er bei der Lösung des Problems zwingend braucht.
Mit diesem Hintergrund ergab sich ein ganz anderes Bild von Will, dem unnahbaren, arrogant wirkenden Charakter, der scheinbar reihenweise Mädchenherzen zum Schmelzen bringt und eigentlich perfekt in das Schema des Bad-Boys passt.

Nur leider erfährt lediglich der Leser Wills Geheimnis und gerät somit in die Verlegenheit, anderen, liebenswerten Charakteren gemeinsam mit Will weiterhin das Herz zu brechen.

Vor allem für Protagonistin Tess tat mir das sehr leid. Und so war ich schnell in der Versuchung, der Alternative Jem Beifall zu klatschen, obwohl ich Liebesdreiecke in der Regel nicht befürworte. Aber Jems liebenswürdige Art, macht es einem schier unmöglich, nicht von derartigen Gefühlen überrannt zu werden. Dennoch hinterließ das Hin und Her von Tessa einen negativen Beigeschmack, der nur schwer wieder zu entfernen war. 
Leider lag der Fokus auf eben diesem Thema und nur am Rande bekam ich das, was ich mir von Tess Charakter erhofft habe: Antworten. Doch viele Fragen, die sich mir immer wieder vor Augen zeigten, blieben unbeantwortet. 

Das Überraschungsmoment des ersten „Chroniken der Schattenjäger“-Bands, der mir eine fantastische Hintergrundkulisse zu der „Chroniken der Unterwelt“-Reihe bot, war leider verflogen. Die Charaktere waren zu stark mit sich selbst beschäftigt, um Bezug zur Zukunft herzustellen, der Besuch der Vergangenheit in London war zur Normalität geworden. 

Mehrere Handlungsstränge verflechten sich zusehends ineinander, manch einer von ihnen wird erst im Rückblick ersichtlich. Auf diese Weise konnte die Autorin stets mein Interesse an der Geschichte anheizen und ich war neugierig, wie es weiter geht.

Der actionreiche Teil des Showdowns wird von seinem emotionalen Bruder abgelöst und bietet so insgesamt ein fulminantes Ende. Ich bin sehr neugierig, wie es weiter geht und bin froh, dass ich „Clockwork Princess“ bereits hier stehen habe.

Urteil:
„Clockwork Prince“ ist eine solide Fortsetzung, die den Fokus eindeutig auf die Entwicklung und Enttarnung von Wills Geheimnis legt und eine klassische Dreiecksbeziehung integriert. Die allgemeine Handlung schreitet dadurch nur sehr zäh voran und fordert Ausdauer beim Lesen, was mir die überdetaillierten Beschreibungen des Öfteren erschwerten. Belohnt wurde ich mit einigen Überraschungen und einem emotionalen Ende der Extraklasse. In Summe ergibt das 4 Bücher für den zweiten Band der „Chroniken der Schattenjäger“.

Ein klares Must-Read für Fans des ersten Bands und alle, die neugierig auf das Geheimnis von Will sind.

Die Serie:
1. Clockwork Angel
2. Clockwork Prince
3. Clockwork Princess

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