Rezension

Eine Frau kämpft um ihren Platz im Leben

Tulpenliebe - Femke Roobol

Tulpenliebe
von Femke Roobol

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser historische Roman zeichnet sich aus meiner Sicht dadurch aus, dass er keine „Friede-Freude-Eierkuchen“ Geschichte erzählt. Zwar gibt es auch hier eine junge Heldin, die mit ihren 26 Jahren mitten im Leben steht (für damalige Verhältnisse fast schon eine alte Jungfer), aber es geht hier weniger darum, dass sie sich unsterblich in einen gutaussehenden Jüngling verliebt und (aufgrund der Liebe) glücklich wird. Vielmehr zeichnet die niederländische Autorin Femke Roobol den steinigen Weg der Malerin Hester nach, den sie gehen muss, um bei sich selbst anzukommen und sich von den Konventionen ihrer Zeit zu befreien.
Hester ist die Tochter eines (vermeintlich) wohlhabenden Kaufmanns und muss nach dem Tod des Vaters feststellen, dass sie allein als Frau im 17. Jahrhundert kaum überlebensfähig ist. Um ihre Existenz zu sichern, flüchtet sie sich in eine Vernunftehe. Während ihr Ehemann versucht, sie zu maßregeln und „kleinzuhalten“, verkümmert ihre Seele und ihr künstlerisches Talent mehr und mehr. Erst nach einem tragischen Schicksalsschlag findet Hester die Kraft, sich aufzulehnen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Mir hat die Figur der Hester gut gefallen, obwohl ich gegen Ende des Buches etwas verwirrt war von ihrem plötzlichen Rachefeldzug (anders kann man es wohl nicht nennen). So ganz konnte ich ihr das letztlich nicht abnehmen und so fand ich das Ende der Geschichte auch nicht so gelungen wie die ersten zwei Drittel des Buches.

Der Roman gibt aber einen guten und detaillierten Einblick in das Leben der niederländischen Maler/Künstler zur Zeit des „Tulpenwahns“, einer Art Bankenkrise des 17. Jahrhunderts. Letztendlich lernt man aus der Geschichte auch: nicht nur heutzutage verzocken sich Menschen an der Börse. Auch früher schon wurden Existenzen ausgelöscht von Raffgier und Geltungssucht. Ein interessanter Gedanke, den man beim Lesen dieses Buches durchaus weiter verfolgen sollte.