Rezension

Eine ganz besondere Geschichte!

Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden - Emily Barr

Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden
von Emily Barr

Bewertet mit 4 Sternen

Der Schreibstil ist sehr bildlich & ab und zu ein wenig poetisch. Die Geschichte wird aus Floras Sicht erzählt. Flora ist eine unzuverlässige Erzählerin. Durch ihre Krankheit vergisst sie nicht nur alles, sondern ist desöfteren verwirrt, was sich nach & nach auch auf den Leser überträgt, da auch die Geschichte immer wirrer durch ihre Sicht wird. Je weiter man in der Geschichte kommt, umso öfter gibt es auch mal Zeitsprünge & fehlende Stücke in der Handlung. Beides passt also gut zusammen, kann aber durchaus zu kleineren Frustrationsanfällen bei den Lesern führen, da man eben auch das Gefühl bekommt etwas verpasst zu haben oder gerade nicht zu verstehen was eigentlich los ist.

Flora erscheint zu Beginn wie ein kleines Kind in einem fast erwachsenen Körper. Dadurch, dass ihre Erinnerungen in ihrer Kindheit aufhören, fühlt sich Flora immer wieder aufs neue wie ein Kind bis sie wieder begriffen hatte, dass sie eigentlich schon 16 ist. Erst als sie sich an den Kuss erinnern konnte, ist auch die Information bezüglich ihres Alters geblieben. Das fand ich sehr gut beschrieben. Floras Verwirrung & Verlorenheit hat die Autorin wunderbar rüber gebracht.

Mit manchen Entscheidungen der Charaktere, besonders mit der von Flora, konnte ich mich nicht anfreunden. Beispielsweise war ihr Bruder sehr krank & sie hatte sogar ab und zu den Verdacht, dass er sterben würde. Trotzdem kam sie zu keinem Zeitpunkt auf den Gedanken ihren Bruder deshalb zu kontaktieren oder ihn gar Besuchen zu wollen. Es schien ihr die meiste Zeit gar gleichgültig zu sein wie schlecht es ihm ging & das obwohl sie öfter betont hatte, dass er eine große Rolle in ihrer Kindheit gespielt hat. Jedoch bestand trotzdem eine große Distanz zwischen den Geschwistern. Ich hab irgendwie nicht ganz verstehen können, wieso sie gerade zu ihm so eine Distanz aufgebaut hat & sich auch irgendwie daran erinnern konnte, dass sie nicht mehr so nah waren. Stattdessen jagte sie einem Jungen nach, denn sie nicht wirklich kennt & nur einmal geküsst hat. Das ergab zwar innerhalb der Geschichte Sinn, trotzdem war es für mich nicht vollkommen logisch. Das Ende hat diesen Umstand jedoch gut erklärt. Dies ändert allerdings nichts daran, dass ich mich zwischendurch nicht ganz mit Flora identifizieren konnte bzw es nicht gut gefunden habe.

 

 

Der Plot beinhaltet auf Grund von Floras Zustand sehr viele Wiederholungen. Dies passt sehr gut & macht auch Sinn, aber ich könnte mir vorstellen, dass das vielen Lesern irgendwann auf die Nerven gehen könnten. Gegen Ende habe ich selbst gedacht, dass es jetzt mal gut ist, aber an sich hat es mich nicht groß gestört. Es geht bei so einer Protagonistin auch kaum anders.

Ich hatte oft das Gefühl, dass der rote Faden fehlte. So einen richtigen Plot mit Ziel war nicht unbedingt direkt erkennbar, aber auch hier kann ich nur wiederholen, dass dies mit der Sichtweise der Protagonistin zusammen hängt & deshalb Sinn ergibt.

Die Erkenntnis am Ende erklärt so einiges, auch was die benannten Schwachstellen angeht. Es hat meinen Blick auf Flora auch komplett geändert. Man muss der Autorin schon zugestehen, dass sie die Geschichte sehr gut konzipiert hat.

 

Fazit: Es hat mich beeindruckt, wie realistisch (für mich als Laie) die Autorin die Protagonistin konzipiert hat. Auch die Konzeption der Geschichte ist gelungen, auch wenn mir manchmal der rote Faden fehlte. Obwohl mir Flora als Protagonistin manchmal zu seltsame Entscheidungen getroffen hat, hat es letztendlich doch Sinn ergeben. Dieses Buch ist alles in allem mal was anderes & auf seine eigene Art besonders. Daher hat das Buch 4 Sterne bekommen.

 

Hinweis: Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar vom Verlag bekommen.