Rezension

Eine ganz besondere Liebesgeschichte

Meschugge sind wir beide - Claudia S. C. Schwartz

Meschugge sind wir beide
von Claudia S. C. Schwartz

Bewertet mit 5 Sternen

Sowohl Claudia als auch Shaul waren mir auf Anhieb sympathisch. Man kann gar nicht anders, als sie zu mögen, und hätte solch ein Pärchen gerne im eigenen Freundeskreis.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Er ist lebendig, mit vielen Dialogen, und Claudia Schwartzs Humor ist toll, nicht zu flapsig und plump. Sie erzählt mit einem Augenzwinkern und viel Selbstkritik und -ironie.

Der Autorin gelingt es, nicht nur ihre eigene Geschichte zu erzählen, sondern dem Leser dabei auch die jüdische Kultur näher zu bringen, für Respekt, Toleranz und Offenheit zu werben. Schwartzs Emotionen werden unverfälscht wiedergegeben, und das ist das Charmante an ihr und diesem Buch. Zusammen mit ihr lernen wir Shaul kennen (und lieben), treffen seine Familie, bereisen Israel - einmal in der Vergangenheit mit unschönen Erlebnissen, und dann als Teil einer israelischen Familie mit wunderschönen Momenten - und landen letztendlich vor dem Traualtar mit einem etwas beschickerten Pfarrer Manske (meinem persönlichen Helden in diesem Buch, hehe).

Untrennbar verbunden mit Claudia und Shaul sind auch die Geschichten ihrer Vorfahren. Und so erleben wir mit Shauls Großeltern den Holocaust und kämpfen mit Opa Fritz im Schützengraben. Auch wenn dieses Buch sonst sehr humorvoll ist, so hauen diese Kapitel wirklich rein. Sie erzählen von großem Leid, und man ist wohl als Leser eines meist eher heiteren Buches nicht darauf vorbereitet, von so viel Grausamkeit zu lesen. Es ist, als würde man beim Lesen plötzlich in ein stilles Grau hineingezogen, bevor man wieder in das bunte Hier und Jetzt zu Claudia und Shaul zurückkehrt.

Fast jede jüdische Familie in Israel hat damals Angehörige verloren. Und so schwebt über Claudias und Shauls Beziehung auch immer ein bisschen das Damoklesschwert des Holocausts. Dass Shauls Freunde und Familie einer Verbindung mit einer Deutschen etwas skeptisch gegenüber stehen, hatte ich erwartet. Wobei Claudia von fast allen mit offenen Armen empfangen wurde. Aber dass auch deutsche Freunde und Bekannte Shaul, der noch nichtmal den "typischen" Juden verkörpert, mit Vorurteilen begegnen, hätte ich weniger erwartet. Auch, dass solche Verbindungen eher selten sind und sogar bei Fremden auf Ablehnung stoßen, hat mich überrascht. Allerdings ist es ja leider kein Geheimnis, dass es in diesem Land noch immer zu viele Antisemiten gibt. Von daher ist dies nicht nur eine weitere kulturübergreifende Liebesgeschichte, sondern auch der Versuch, eine Brücke zwischen zwei Völkern zu schlagen, die eine sehr unschöne gemeinsame Vergangenheit haben.

Mit "Meschugge sind wir beide" liegt eine schöne Liebesgeschichte vor mit zwei sympathischen Hauptpersonen, die allen anderen zeigen, dass wahre Liebe auf kulturelle und religiöse Unterschiede pfeift. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es jedem ans Herz legen.