Rezension

Eine ganz eigene Welt

Dark Canopy - Jennifer Benkau

Dark Canopy
von Jennifer Benkau

Einfach fantastisch und überwältigend.
Ehrlich gesagt, kenne ich das aus eigener Erfahrung ganz selten, dass ich um der Geschichte und der Entwicklung der Figuren Willen, ein Buch bis spät in die Nacht lese oder alles um mich herum vergesse, nur weil ich unbedingt wissen möchte, wie das nächste Kapitel anfängt. Nein, ich habe nicht nach einem weiteren Kapitel einfach so aufgehört, sondern gleich wieder das nächste angefangen, so berauscht war ich von diesem Buch.
Ziemlich düster und grau begegnet uns dort die Zukunft. Nach dem dritten Weltkrieg sieht die Welt in einen dunklen Himmel, unter dem die Menschheit nicht mehr viel zu sagen hat, geschweige denn regiert. Zu dem Zeitpunkt herrschen die Percents, künstlich erschaffene Soldaten, eine Rasse, nicht ganz Mensch und nicht ganz Tier. Sie aber haben eine Schwachstelle: Das Sonnenlicht, und deswegen wurde Dark Canopy, eine Maschine erschaffen, die die Welt verfinstert. Keine rosigen Aussichten.
Joy, ein ganz normaler Mensch und ein Rebellenmädchen, das sich zäh und kämpferisch in mein Herz geschmuggelt hat, ist einfach grandios! Sie wächst über sich selbst hinaus, während etwas geschieht, das ihr Leben für immer verändert. Sind die Percents wirklich so kalt und grausam, wie es den Anschein hat? Mehr will ich gar nicht verraten.

Der Roman und die Idee, die hier zu Grunde liegt, sind eine Wucht! Jennifer Benkau verfügt über einen breit gefächerten Wortschatz, der so detailliert und bildgewaltig ist, dass jede Seite, in der man mehr in die Geschichte eintaucht, zu einem Erlebnis wird.

"Der Ort war derselbe, aber alles andere war neu. Wie wenn man eine Lichtung im Wald, die man nur im Dämmerlicht kennt, zum ersten Mal in den Sonnenstunden sieht. Plötzlich schwebt über allem dieses Leuchten. Aus allem Grau wird Blau und Grün. Glitzernder Blütenstaub tanzt in der Luft und lässt selbst einen gewöhnlichen Felsen schimmern wie einen Edelstein."

Was mir so gefallen hat, ist, dass man immer wieder von der Handlung überrascht wurde, dass die Figuren und ihr Tun, ihre Gedanken und Gefühle an jeder Stelle nachvollziehbar waren. Wenn eine Autorin es schafft, dass man alles, wirklich jede Kleinigkeit als Leser vor sich sieht, ist das ein kleines Wunder.

Dark Canopy ist für mich ein Lesehighlight geworden. Ich mag Dystopien, und bei diesem Buch frage ich mich einmal mehr, warum ich es nicht schon längst gelesen habe.
Ach, und der Cliffhanger ist so böse!

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es mal verfilmt werden könnte.
Von mir eine klare Empfehlung für Dystopie-Fans.