Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Der böse Vater -

Der böse Vater
von Christof Weigold

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem eine Intrige Hardy Engel 1924 unschuldig hinter Gitter gebracht hat, holen ihn ähnliche Machenschaften fünf Jahre später wieder aus dem Kittchen heraus. Diesmal steckt niemand geringerer als Filmmogul Randolph William Hearst dahinter.

 

Hardy Engel soll eine Erpressung, der Hearst ausgesetzt ist aufklären. Dabei geht es um einen unklaren Todesfall auf Hearsts Jacht vor einigen Jahren. Blöderweise wurde die Leiche eingeäschert, die damals Anwesenden bestochen und die Polizeiprotokolle ver- wenn nicht gar gefälscht. Niemand scheint die Wahrheit zu sagen, und wenn nicht direkt gelogen wird, enthält man Hardy die Wahrheit vor.

 

Als er dann noch von Filmproduzenten Julius Laemmle den Auftrag erhält, auch für ihn zu arbeiten, wird es kompliziert und Hardy findet sich in Hollywoods Intrigensumpf, was er ja eigentlich unbedingt vermeiden wollte, wieder. Daneben sucht er noch nach seiner früheren Freundin Polly, die damals von ihm schwanger war.

 

Meine Meinung:

 

Auch der vierte Krimi rund um den Privatdetektiv Hardy Engel führt uns tief in den Moloch Hollywood, in dem intrigiert, bestochen und gemordet wird. Dabei spielen zahlreiche Hollywood-Größen eine mehr oder weniger undurchsichtige Rolle. Die Zeit um 1929 ist eine höchst instabile. Alles ist in Bewegung und der Börsencrash steht unmittelbar bevor. So verdrängt der neuartige Tonfilm die Stars der Stummfilmära aus dem Rennen um Profit und Gunst des Publikums. Filmstudios stehen am Rand der Pleite, werden aufgekauft, manchmal auch unter Zuhilfenahme von unlauteren Mitteln.

 

Geschickt werden Fakten mit Fiktion verknüpft. So dürfen wir bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern begegnen, deren Liebesleben oft recht komplex ist. Ungewollte Schwangerschaften, verheimlichte Kinder, falsche Mütter und böse Väter.

 

Womit ich gleich zum Titel komme: Der kann gleich mehrfach interpretiert werden. Zum einem ein leiblicher Vater, der sich um seinen Nachwuchs als „lieber Onkel“ präsentiert, ein, als Onkel eingeführter Schwager der Mutter, der von dem Kind als Vater akzeptiert wird und dann noch das schwierige Vater-Sohn-Verhältnis von Carl und Julius Laemmle. Vater Carl ist, obwohl nach Hollywood ausgewandert, ein der jüdischen Tradition verhafteter Deutscher, der seinen Sohn Julius natürlich mit einer jüdischen Tochter aus guten Haus verheiratet wissen will, und keinesfalls eine „Schickse“ an seiner Seite duldet. Also, böse Väter lauern überall - es ist nur eine Frage der Sichtweise.

Auch Hardy zerbricht sich den Kopf, welcher Vater er seinem Kind mit Polly sein könnte.

 

Autor Christof Weigold hat wieder viel Herzblut in die Recherche gesteckt und einen höchst komplexen Kriminalfall entwickelt. Manchmal ist nicht klar, ob Hardy aus diesem Interessenkonflikt unbeschadet herauskommt.

 

Das Einzige, woran ich ein wenig Kritik üben muss, ist das Cover. Der vierte Band fällt mit seinem bunter Cover völlig aus der Reihe. Dieser Stilbruch nach den in dunkelgrau bis schwarzen Farbtönen gehalten drei Vorgängern, ist ziemlich hart. Allerdings passt es zu den Umwälzungen im Filmgeschäft. Der Umstieg von Stumm- auf Tonfilme bedarf einer optischen Neuausrichtung. Allerdings wird noch in Schwarz-Weiß gedreht.

 

Fazit:

 

Für Fans von komplexen Krimis, die gekonnt Fakten mit Fiktion verknüpfen ist die Hardy-Engel-Reihe höchst empfehlenswert. Gerne gebe ich hierfür 5 Sterne.