Rezension

Eine Geschichte der Menschheit

Berge Meere und Giganten - Alfred Döblin

Berge Meere und Giganten
von Alfred Döblin

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem Weltkrieg entwickelt die Menschheit zwei große Machtblöcke, die unaufhaltsam einem neuen Krieg entgegentreiben, der alles andere in den Schatten stellen wird: der Uralische Krieg. Megacities entstehen, landwirtschaftliche Gegenentwürfe zur künstlichen Großstadt führen zu Konflikten und immer wieder prallt die Menschheit in ihrem Streben nach Macht und Reichtum aufeinander. Apokalyptische Ausmaße nehmen die Entwicklungen an als die Gletscher abgeschmolzen werden.

Döblin hat mit seinem Zukunftsroman aus dem Jahr 1924 fast prophetisch Themen vorweggenommen, die heute Realität sind. Gentechnik und Fastfood, Klimaerwärmung und Zivilisationskrankheiten und das ewige Auf und Ab von Krieg und Frieden. In diesem Roman gibt es keinen Helden. Protagonist ist niemand anders als die Menschheit selbst. Bis ins 27. Jahrhundert zeichnet Döblin ein bildgewaltiges, apokalyptisches Epos! Von erschütterndem Realismus und ganz sicher nicht politisch korrekt wird in 9 enzyklopädischen Blöcken ein Schicksal der Menschheit gezeichnet, das den Leser bis ins Mark trifft. Das Buch ist sehr anspruchsvoll geschrieben. Da die einzelnen Charaktere nie als Hauptfigur zu verstehen sind, folgt man den Szenen, deren Sinn man erst viel später versteht. Dass Döblin selbst die Arbeit an diesem Buch ausgelaugt und an den Rand des Zusammenbruchs getrieben hat, wundert nicht. Der Leser wird hier an seine Grenzen gebracht, Döblin ging darüber hinaus. Ein eindrucksvolles, erschütterndes Werk, das den Aufwand lohnt. Man muss sich darauf einlassen, doch dann wird man von einer Geschichte gefesselt, die ihresgleichen sucht! Für jeden, der anspruchsvolle Literatur und Zukunftsszenarien mag eine klare Leseempfehlung!