Rezension

Eine Geschichte, deren Potential nicht ausgereizt wurde.

Das Glück an Regentagen - Marissa Stapley

Das Glück an Regentagen
von Marissa Stapley

Bewertet mit 2 Sternen

Zum Inhalt: 

WENN GEHEIMNISSE EINE LIEBE ZERSTÖREN, KANN DIE WAHRHEIT SIE WIEDER HEILEN?

Tausend Inseln unter einem Himmel voller Tropfen. Das ist Maes Heimat, ein kleiner Ort am St. Lorenz Strom. Hier in Alexandria Bay hat Mae nicht nur als Kind ihre Eltern verloren, sondern auch ihre erste große Liebe Gabe. Eines Tages war er einfach verschwunden. Und so ist auch sie gegangen.
Zehn Jahre später: Mae kehrt zurück nach Alexandria Bay, in das Inn ihrer Großeltern, um sich von einer schlimmen Trennung zu erholen. Aber ihre Großeltern haben sich verändert. Geheimnisse werden gelüftet, die ein neues Licht auf Gabes Verschwinden werfen. Lässt sich die Vergangenheit zurückerobern, und damit die Chance auf das Glück? 

Über die Autorin:

Marissa Stapley hat als Zeitschriftenredakteurin gearbeitet und kreatives Schreiben unterrichtet, bevor sie sich an ihren ersten Roman wagte - in Kanada auf Anhieb ein Bestseller. Sie rezensiert Romane für die Zeitung Globe & Mail und berichtet im Toronto Star über Bücher und Kulturereignisse. Marissa Stapley lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Toronto.

Mein Fazit und meine Rezension: 

Mae wird plötzlich von ihrem Verlobten verlassen, aber als ob das nicht schon genug wäre, hinterlässt er ihr ein Leben, welches einem Scherbenhaufen gleicht und das nur auf Lügen aufgebaut ist. Denn Peter hat sie nicht nur über seinen Job angelogen, sondern auch über sein Leben - wer kann also glauben, dass seine Liebe zu ihr echt war? Mae flüchtet sich vor den Medien, ihren Freunden, Kollegen und der Polizei zurück nach Hause, dort, wo sie einst glücklich war in das Hotel ihrer Großeltern. Ihre Eltern sind damals auf eine tragische Weise im Fluss ums Leben gekommen und trotz allem verbindet Mae so viel mit diesem Ort, nicht zuletzt, weil sie ihren besten Freund Gabe zurückgelassen hat. Doch das ist eine andere Geschichte. Kann Mae mit der Gegenwart leben, die Vergangenheit aufarbeiten, um dann endlich in eine glückliche Zukunft schauen zu können? 

Mae ist vom Leben gezeichnet. Schon früh verlor sie ihre Eltern bei einem Unfall und wurde von ihren Großeltern aufgezogen. Von jetzt auf gleich ist ihre erste große Liebe und ihr bester Freund Gabe verschwunden und Mae hielt es in dem Örtchen nicht mehr aus. Alle Menschen, die ihr etwas bedeuten, verschwinden aus ihrem Leben. Als sich jetzt auch noch ihr Verlobter absetzt und sie sowie seine Geschäftspartner mit Verlusten zurücklässt, sieht Mae keinen anderen Ausweg mehr und geht zurück nach Hause. 

Doch auch dort ist nicht alles eitel Sonnenschein, denn ihre Großeltern Lilly und George haben sich gestritten über ein Thema, das wohl nicht mehr gekittet werden kann. Ein Geheimnis jagt das nächste und ein Drama folgt auf das nächste - so kam es mir während dem Lesen vor. Ruhe ist nie wirklich eingekehrt, man hatte aber auch nicht wirklich die Gelegenheit, sich mit einem Problem auseinander zu setzen, da direkt das nächste Problem folgt. Ein roter Faden ist zwar vorhanden, aber es geht einfach alles viel zu schnell und man fühlt sich leicht überfordert. 

Der Charakter der Mae hat mir zwar gut gefallen, aber irgendwie konnte ich bis jetzt noch nicht hinter ihre Fassade blicken. Sie ist gut beschrieben und doch scheint mir so, als fehlt etwas Essentielles: der Tiefgang. So konnte ich auch gegen Ende nicht wirklich mit ihr fühlen, was mir schon gefehlt hat. 

Bereits zu Beginn erfährt man, dass Mae zwar nach Hause fahren möchte, aber auch Angst vor den Geistern der Vergangenheit hat und dann taucht da der Name Gabe auf. Erst mit der Zeit finden wir heraus, wer er wirklich war: Maes bester Freund seit Kindertagen, der von seinem alkoholsüchtigen Vater misshandelt wurde und in die Familie von Mae aufgenommen wurde und aus dem irgendwann mehr als nur ein Freund wurde. Doch dann verschwand auch er. Maes Leben ist also von Menschen gezeichnet, die kurz bei ihr waren, das Leben erleuchtet haben und dann wieder verschwunden sind. Kein Wunder also, dass Gabe nochmal auftaucht und sie ihn zur Rede stellt. Doch auch hierbei fehlte mir das Gefühl und die Verzweiflung, das Unverständnis, die Ohnmacht. Es kam leider nicht so rüber, wie es wohl gedacht war. 

Und auch der Charakter von Gabe kommt mir unsympathisch daher. Ich kann ihn nicht einschätzen, auch er verliert (oder flüchtet) sich in den Alkohol und scheint nichts richtig zu machen, trauert immer der Vergangenheit nach, anstatt in der Gegenwart zu leben und als er die Chance hat, gibt er wieder auf. 

Dann gibt es da noch Maes Großeltern, die ebenfalls so einige Geheimnisse verbergen. Irgendwann ist genau das dem Leser aber eindeutig zu viel. Dass ein Charakter eventuell Geheimnisse birgt, okay, dass aber wirklich JEDER, der in diesem Roman vorkommt, etwas zu verbergen hat und seine Geschichte loswerden möchte um sich so heilen, ist zu viel. Obwohl alle Geschichten miteinander verknüpft waren, haben sie doch nicht zusammengepasst und haben am Ende kein wunderschönes Bild der Vergebung ergeben. 

Ich habe das Buch gelesen bis zum Schluss. Habe Maes Gedanken gelauscht und auch der von Gabe und ihren Großeltern. Ich habe versucht die Geschichte der Charaktere zu erleben und bin kläglich gescheitert. Und auch die Liste im Hotel, was man an Regentagen tun kann, hat mich nicht wirklich berühren können. 

Das Buch war ein netter Zeitvertreib, aber leider wurde hier das Potential der Geschichte, das wirklich vorhanden ist, nicht ausgeschöpft.