Rezension

Eine Geschichte, die unter die Haut geht!

Der Report der Magd - Margaret Atwood

Der Report der Magd
von Margaret Atwood

Bewertet mit 5 Sternen

Die Originalausgabe erschien 1985 und hat an Aktualität bis heute nicht verloren!

Das Buch ist erschreckend real, da man sich, gerade in der heutigen Welt, sehr gut vorstellen kann, wie im Untergrund schleichend ein Putsch vorbereitet wird, den man zwar irgendwie spürt, aber nicht wahrhaben will und dann ist plötzlich von heute auf morgen das Grauen die neue Wirklichkeit. Ein Grauen, so wie Gilead! 

Ein totalitärer und auf religiös fantatische Grundlage gegründeter Staat, in dem Frauen wieder zu ihrer "ursprünglichen" Aufgabe zurückgedrängt wurden. Sie sind entweder Unfrauen (Frauen, die zu nichts mehr zu gebrauchen sind und in Kolonien u.a. kontaminierten Müll sortieren), Ehefrauen (sie haben "Glück" gehabt), Tanten (ältere Frauen, sie bilden Mägde aus), Marthas (Dienerinnen, Köchinen) oder eben Mägde, so wie Desfred aus dieser Geschichte. Sie ist eine Magd. Sie ist einzig und allein dazu da, für die Ehefrau ein Kind zu gebären. Ein Kind, das mit dem Ehemann, dem Kommandanten, gezeugt wird. Desfred ist eine der wenigen fruchtbaren Frauen in Gilead und hat die "Ehre", für ihren Haushalt und die neue Republik neue und gesunde Kinder zu zeugen, in der sich Frauen dem Mann absolut unterzuordnen haben.

Als Leser verfolgt man eine Geschichte aus Desfreds Perspektive und weiß somit nur so viel, wie die Magd selbst. Als Ich-Erzählerin berichtet sie aus ihrem jetzigen Leben als Magd sowie in Rückblicken aus ihrer Vergangenheit, als das Leben noch so war, wie wir Leser es kennen. Als noch alle Frauen heiraten durften, wenn sie wollten. Als ihnen für Ausbildung die Türen offenstanden, sie einer Arbeit nachgehen, Geld verdienen, Familien gründen, Eigentum besitzen und sich das Leben so gestalten durften, wie sie es für richtig hielten. Damals hieß Desfred anders. Doch so langsam verblasst ihre Erinnerung an ihr früheres Leben, an ihren Mann und ihr Kind, auch an ihre versuchte Flucht. Jetzt ist sie nur noch Eigentum von (des) Fred --> eine Desfred.

Zunehmend verstört verfolgte ich diesen Bericht. Ein immenses Unbehagen befiel mich, da Atwoods Sprachstil leicht distanziert ist, deswegen aber umso grausamer. Nach und nach entfaltet sich die gesamte brutale Wirklichkeit, in der es augenscheinlich keine Freude, Liebe, Heiterkeit und Leichtigkeit und ebenso kein Entkommen gibt. Eines Tages jedoch flackert ein kleines Fünkchen Hoffnung, das sich "Mayday" nennt...

Das Ende bildet ein Anhang zum Buch und ließ mich etwas erleichterter zurück. Auch wenn nicht ganz eindeutig geklärt ist, wie Desfreds Geschichte endet, hat es mir gereicht, um mir eine positive Entwicklung vorstellen zu können

Fazit:
Ein Buch, das mächtig unter die Haut geht! Ein Buch, das man als Frau nicht so leicht vergisst, insbesondere nicht, wenn man in manchen Parteiprogrammen liest, was sich diese so für die Zukunft der Frau ausgedacht haben und vorstellen könnten...