Rezension

eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die es echt in sich hat. Eine echtes Schätzchen und eine laute Leseempfehlung :)

Zusammen sind wir Helden
von Jeff Zentner

Bewertet mit 5 Sternen

Zitate:

"Manchmal half Musik gegen die Einsamkeit." Seite 53

"Und Dill ist glücklich, weil er spürt, dass er seinem Vater und Gott eine Freude gemacht hat." Seite 70

"Die Leute haben Angst vor Kummer und Schmerz. Sie glauben, das ist ansteckend, wie eine Krankheit." Seite 76

Meinung:

Die drei Freunde Travis, Lydia und Dill sind ihr größter gegenseitiger Halt. Und das, obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten.
Travis ist der Typ Schmusebär. Ein großer breiter Nerd, der -aus gutem Grund- lieber in seiner Fantasy-Welt, als in der realen lebt. 
Dill geht lieber in seiner Musik auf, als in zwischenmenschlichen Beziehungen und
Lydia hat zwar vieles, was die Jungs nicht vorweisen können, dennoch hat sie eins mit ihnen gemeinsam: Sie sind alle Außenseiter auf der Suche nach ihrem Weg ins Leben und einer besseren Zukunft. Was eignet sich dafür wohl besser, als das letzte Highschooljahr ;)

Oh.Mein.Gott! Und ja, das ist nahezu wörtlich zu nehmen, denn Gläubigkeit ist auch ein Thema dieses Buches. Aber eigentlich ging es mir gerade darum, dass ich momentan gar nicht so genau weiß , wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Gerade eben hab ich das Buch zugeschlagen und bin noch immer sehr bewegt! 

Die Geschichte handelt von den drei oben genannten Protagonisten, die in einer christlichen Kleinstadt leben. 
Travis leidet unter dem Verlust seines Bruders und seinem gewalttätigen Vater, der ihn klein hält, wo immer er kann. Doch für seine Mum hält er es aus und stellt sich tapfer den Dingen die da kommen. Ich oute mich hiermit als Travis-Fan :D
Dills Vater war früher Pastor in der Gemeinde, nun ja, wenn auch für unsere Verhältnisse ein recht zweifelhafter. Oder sollte ich "extremer" sagen? Sagen wir es mal so: Schlangen und Gift während seinen Predigten waren keine Seltenheit... Bis er wegen Kinderpornografie ins Gefängnis musste. Man kann sich vorstellen, dass Dills Leben, das durch die enormen hinterlassenen Schulden schon schwer genug wäre, deswegen nicht gerade leicht ist. Er wird überall gemieden, geschnitten und im Vorfeld verurteilt.
Lydia hingegen hat ein gut situiertes und liebevolles Elternhaus. Dafür ist sie eine sehr erfolgreiche Bloggerin, die bei Mitschülern auf Grund ihres Erfolgs nicht gerade gut ankommt...
Zusammen bilden sie ein wirklich tolles Trio, auch, wenn ihr Zusammensein von bevorstehenden Veränderungen überschattet wird. Und jaaa, es gibt natürlich auch mal Streit.

Erzählt wird das Ganze im Wechsel aus den drei Perspektiven, was mir -gerade in Travis´ und Dills Fall- sehr gut gefallen hat. Die emotionale Tiefe, mit der wir ihre Sorgen und Gefühle wahrnehmen ist sehr gelungen. Bei Lydia war ich da stellenweise etwas zwiegespalten. Sie hat mir zu Beginn der Geschichte nicht sooooo gut gefallen, da sie stellenweise überheblich und egoistisch wirkt. Doch gerade bei ihr vollzieht sich ein starker Wandel, nach dem ich bedeutend besser mit ihr klar kam - auch wenn die Gründe dafür eher "unschön" sind. Dazu wird jedoch an dieser Stelle nicht mehr verraten!
Verpackt in einen einnehmenden, jugendlichen Schreibstil mit Witz und Sarkasmus entsteht ein warmherziges Lesevergnügen, das mich vom Grundgedanken etwas an den Film "Stand by me" erinnert hat. Vielleicht kennt ihr ihn ja? Der Film in dem die Jungs einen letzten gemeinsamen Sommer erleben, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Und ich muss gestehen, dass dieses Thema für meinen Geschmack wirklich sehr gut umgesetzt wurde. 
Zugegebenermaßen muss ich jedoch auch gestehen, dass ich ursprünglich davon ausging, bei einem Buch von einem männlichen Autor zumindest nicht heulen zu müssen. Leider lag ich falsch! Oder gottseidank? Naja, egal. Das ist vermutlich Ansichtssache. 
Fakt ist, dass Jeff Zentner nicht nur unerwartete Wege beschreitet, sondern auch emotional und sehr tiefgründig schreibt. Ich glaube, ich habe selten so umfassend geheult beim Lesen!!! Schon beim Gedanken an gewissen Szenen werden die Äuglein wieder feucht!

So, schnell Themenwechsel, sonst muss ich Weihnachten noch mit verquollenen Augen verbringen. Und das will ja keiner (sehen)...

Für mich ist "Zusammen sind wir Helden" ein wirklich bewegendes Debut, das mich von der ersten Seite gefesselt und mit jeder weiteren tiefer in die Geschichte gesogen hat. Ich wurde mit den unterschiedlichsten Emotionen konfrontiert. Von Fassungslosigkeit und Empörung über Mitleid, Wut und Trauer bis hin zu Euphorie, Empathie und Hoffnung war wirklich alles dabei. Ein absolutes Highlight das sowohl Sonnen- als auch Schattenseiten zeigt. Gerne mehr!