Rezension

Eine Geschichte über die Liebe

BabyDoll
von Shane McKenzie

Bewertet mit 5 Sternen

Entweder eine reine Horrorgeschichte oder aber eine tragische Geschichte über die Suche nach Liebe.

Natascha ist ein entstelltes Kind und wird daher von ihren Eltern eingesperrt und von der Außenwelt abgeschottet. Ihre Mutter verabscheut ihre mittlerweile zur jungen Frau herangereifte Tochter aufs Äußerste, ihr Vater zeigt etwas Liebe und hat dem Kind eine Puppe mit Porzellangesicht geschenkt, die schließlich zerbricht. Um schön zu sein, drückt sich Natascha die Scherben ins Gesicht, als ihr endlich die Flucht gelingt und sie sich auf den Weg macht, ihre Liebe zu finden und den ersten Kuss zu bekommen…

Die Grausamkeit und Lieblosigkeit, mit der Natascha behandelt wird, tut manchmal richtig weh. Egal, wie entstellt das Kind nun ist – und so ganz kommt das nie raus, denn es wird kein komplettes Bild von ihr gezeichnet -, so etwas verdient es einfach nicht. Der Vater steht unter der Fuchtel der Mutter, einem ausgedienten Fernsehstar. Natascha kann sexuelle Gesten nicht ertragen und muss sich übergeben, als sie ihre Eltern dabei erwischt. Sie flieht und trifft auf den kleinen Dealer Bruno, der von seinem Boss gejagt wird. Sie hilft ihm, er flieht vor ihr und bringt damit alle seine Freunde und auch seine Feinde in große Gefahr, denn Natascha ist ein Monster, das seine Kraft nicht einschätzen kann.

Fast schon liebevoll zeichnet McKenzie seine Charaktere und lässt die Gefühlswelt von Babydoll nachvollziehbar erscheinen. Zwischendurch ist man ganz bei Bruno und kann dessen missliche Lage hautnah miterleben. Dass die beiden schließlich aufeinander treffen, ist rasch klar, wie dieses Zusammentreffen jedoch ausgehen wird, absolut nicht. Aber im Grunde stellt der Horrorautor etwas ganz anderes in den Mittelpunkt: Den Schrei nach Liebe und Akzeptanz, der in einer oberflächlichen Welt leise verhallt und verlacht wird, in der es nur um Äußerlichkeiten geht. Fast schon könnte man Babydoll als eine Art Metapher für die Oberflächlichkeit, Arroganz und Kaltschnäuzigkeit der heutigen Gesellschaft sehen. Die Außenseiter werden ausgegrenzt, die Menschen beurteilen weder Anstrengungen noch wahre Leistungen oder gar ein gutes Herz, sondern nur Statussymbole und makelloses Aussehen. Nicht nur deshalb ist das Buch eine Leseempfehlung.