Rezension

Eine gestörte Mutter-Tochter-Beziehung aufgrund eines Geheimnisses in der Vergangenheit

Sturmherz - Corina Bomann

Sturmherz
von Corina Bomann

Bewertet mit 4 Sternen

Seit ihrem 11. Lebensjahr fühlt sich die Enddreißigerin Alexa von ihrer Mutter Conny ungeliebt und zurückgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt hat die Mutter aus heiterem Himmel ihre Familie für drei Monate verlassen und ist verändert zurückgekommen, ohne jemals ihr Verhalten zu erklären. Nach einem Schlaganfall soll Alexa die Betreuung für die hilflose Conny übernehmen. Aufgefundene Unterlagen und Besucher aus Amerika lassen für Alexa allmählich deutlich werden, was es mit dem früheren Verschwinden ihrer Mutter auf sich hat. Das Ganze führt zurück in die Jahre 1961/2, als sich Conny in einen amerikanischen Austauschstudenten verliebte, ihr Glück jedoch der Hamburger Sturmflut zum Opfer fiel.

Angetan bin ich von der Idee, einmal die schlimme Naturkatastrophe von Hamburg aus 1962 zum Thema eines Romans zu machen. Um den Jahrestag herum berichten die Medien ja regelmäßig von der Sturmflut. Doch eine mit ihr im Zusammenhang stehende Familiengeschichte berührt weitaus mehr als sachliche Berichterstattung. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und dank vieler Puzzleteile, die es für Alexa erst noch zusammenzusetzen gilt und die sie aus verschiedenen Unterlagen und Erzählungen entnimmt, bleibt die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten. Als etwas melodramatisch empfinde ich die Liebesgeschichte von Conny als junger Frau mit einem Austauschstudenten, die aufgrund einer Lebenslüge kein gutes Ende findet und Nachwirkungen über Jahrzehnte hinweg hat, schon. Aber das ist eben in einem Unterhaltungsroman so. In den Mittelpunkt wird die Aufarbeitung einer völlig verkorksten Mutter-Tochter-Beziehung gestellt. Dabei vermisse ich eine wirklich nachvollziehbare Erklärung für die Connys plötzliche totale Lieblosigkeit Alexa gegenüber nach ihrer Rückkehr zur Familie. Für die Liebe zum eigenen Kind muss doch auch Raum bleiben, wenn ein Mann unbedingt geliebt wird.

Alles in allem hatte ich angenehme Lesestunden mit dem Buch.