Rezension

Eine Hand voll Worte ...

Eine Handvoll Worte - Jojo Moyes

Eine Handvoll Worte
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Hand voll Worte ...
Eine Hand voll wunderschöner Worte!
Die Story ist wirklich schön, der Schreibstil ohne Frage gefühlvoll und leicht. Die Geschichte zwischen den Seiten spannt sich über mehrere Jahre und ich bin froh, dass der größte Teil in den Jahren 1960 und 1964 statt findet, denn der ist mir der liebste!
Es ist wirklich erschreckend und verdammt gut recherchiert, wie die Sicht der Dinge auf die Welt war und wie viel sich eine Frau selbst in gehobenen Kreisen gefallen lassen muss. Ich erschrak nicht selten ob der ungerechten Missbilligung seitens Laurence, der Jennifer in manchen Moment so von oben herab behandelte. Heutzutage würde ich mir das garantiert nicht gefallen lassen!!! Ich habe öfter die Lippen zusammengepresst und ihm einen Schlag ins Gesicht gewünscht. Trotz allem scheint es völlig normal. Frauen müssen keine Ahnung von dem haben, was ihre Männer tun oder was in der Welt da draußen vor sich geht. Sie müssen hübsch aussehen, perfekte Manieren besitzen und am besten den Mund halten, denn Schweigen ist Gold und alles andere brächte den Ehemann nur in Verruf. Gott, bin ich froh, dass sich die Zeiten geändert haben.
Das gefiel mir an dem Buch auch so besonders, Der Wandel von Jennifer und Anthony, die moderne Veränderung, die die Zeit nun einmal unweigerlich mit sich bringt. Das London von 1960 und das von 1964, das sich doch schon so stark und viel moderner von seiner Vergangenheit abhebt. Menschen benehmen sich anders, kleiden sich anders und wenn Ehepaare sich scheiden lassen, ist es nicht mehr ganz so verwerflich wie im Jahre 1960. Doch in bestimmten Kreisen wird man verhöhnt, zieht seinen Namen in den Dreck, aufgrund dessen quält man sich durchs Leben, äußerlich eine perfekte Ehe führend, innerlich abgestumpft, beinahe tot.
Ich werde nie begreifen, wie Frauen sich derart in die Knie zwingen, sich regelrecht emotional einsperren lassen mussten, weil es sich nicht anders schickte. Entsetzlich!!!

Die Liebe zwischen Anthony und Jennifer ist so zuckersüß und ich habe jedes Mal gelitten, wenn das Schicksal sich in den Vordergrund drängte. Ich mag soetwas nicht, dieses Leiden, die Qual, weil niemand bekommt was er will ... weil er es nicht bekommen kann, weil es gegen jede Regel verstößt. Dieses Hin und Her empfand ich nicht nervig, es machte mich dennoch wahnsinnig. Es gab mehrere Momente in denen ich die Hand vor den Mund schlug oder laut aufstöhnte. Diese "Oh mein Gott" - Momente haben es wirklich in sich und ich verfluchte die Zeit, die mich mehrmals davon abhielt, weiterlesen zu können. Ich finde das Buch wunderbar und habe es wirklich gern verschlungen!!!
Die Charaktere sind sehr überzeugend, der geschichtliche Hintergrund, vor allem mit den Übergriffen und Unruhen im Kongo, perfekt umgesetzt und hineingewoben.

Das Einzige, das mir nicht gefiel, war die Sache mit Ellie und ihrem Job. Es geschieht sooft, dass Protagonisten, deren Job auf der Kippe steht, plötzlich etwas aus einem Hut zaubern und tadaaaa, alles ist toll oder noch viel viel besser. Ellies beruflicher Untergang wäre vielleicht hart gewesen, dennoch hätte ich mir hierfür einfach mal etwas Unerwartetes gewünscht. Es ist langweilig, wenn eine der Prota plötzlich wieder einen mordsmäßig Sprint nach oben hinlegt. Das ist mir einfach zu übertrieben und erzwungen. Dann verliert sie eben ihren Job.Das Leben ist nicht perfekt und ich hätte es völlig okay gefunden. Aber gut ... so hat jeder bekommen was er brauchte, das ist ja auch in Ordnung.

Auf jeden Fall habe ich das Buch gern gelesen und kann es mit gutem Gewissen weiterempfehlen!