Rezension

Eine herausragende Geschichte; ein feiner Leseschatz

Ehre - Elif Shafak

Ehre
von Elif Shafak

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch hat mich mehr als überrascht und gehört zweifelsohne zu meinen bisherigen Lesehiglights im Jahr 2017. "Ehre" von Elif Shafak vereint als Roman alles, was man sich von einem guten, wundervollen Buch wünscht. Eine herausragende Geschichte, eine toller Schreibstil, große Gefühle und reichlich Emotionen und zudem eine feine Prise Spannung und Dramatik. Ein ganz tolles und beachtliches Werk!

Das Buch über eine kurdische Familie, die über die Station Istanbul nach London ausreist, um dort die (unbamherzigen) Schrecken der Großstadt, der Welt und den unterschiedlichsten Gefühlswelten unterliegt.

Dabei erleben wir die Familie in diversen Zeitsprüngen und bleiben als Beobachter immer ganz dicht dran.

Pembe und Jamila sind Zwillingsschwestern, deren Lebenslauf ganz unterschiedliche Bahnen einschlagen soll. Pembe heiratet Adem, einen führungslosen und etwas konturenloser Mann, der mit seiner Frau nach London auswandert. Jamila bleibt als Hebamme ohne Anhang mit einem kargen Leben in Anatolien zurück.
Pembe dagegen wird dreifache Mutter und wir erleben, wie Iskender, Esma und Yunus sich entwickeln und groß werden.

Aber das Großstadtpflaster London bietet den Einwanderern zuviel Sünde, zu viele Möglichkeiten.

Adem wird spielsüchtigt, verliert viel Geld, verliebt sich auch noch in eine undurchsichtige Tänzerin und verlässt die Familie. Daran zebrechen die anderen Familienmitglieder. Iskender begeht eine schreckliche Blutat innerhalbe der Familie und landet für viele Jahre im Gefängnis. Während Esma mit der Pubertät kämpft, findet Yunus trost bei Punks und Hausbesetzern. Die sonst so scheue Pembe kämpft mit ihrer überforderten Mutterrolle, ehe sie sich aus dem Nichts in einen anderen Partner verliebt...

Als sich der 17-jährige Iskender genötigt sieht, die Familienehre mit einer Bluttat wieder herzustellen, ist die große Katastrophe perfekt.

Viel Zündstoff in einer Familie, die ansonsten von Traditionen und - dank der strengen Religon aus - aus einem sehr strengen und engen Korridor mit reichlich Disziplin immer mehr ausbricht.

Die Gemeinschaft wackelt, weil Mißtrauen und Liebe verloren gehen.

Trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten hält das Buch am Ende viel Liebe und einen ordentlichen Hoffnungsschimmer parat.

Diese Familie, die sich immer mehr dem Abgrund nähert, auf den 520 Seiten zu beoabachten, hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es war mir eine große Ehre, das Buch zu lesen...