Rezension

Eine Historienschmonzette

Die Kathedrale des Lichts - Ruben Laurin

Die Kathedrale des Lichts
von Ruben Laurin

Bewertet mit 3 Sternen

Dass in einem Buch, das „Die Kathedrale des Lichts“ heißt vermutlich nicht das Rad neu erfunden wird, kann man erwarten. Es gibt so einige Bücher, wo mittelalterliche Kathedralen gebaut werden. Allerdings habe ich gehofft, dass Thomas Ziebula, den ich als einen Autor kennengelernt habe, der lebendige, gut recherchierte historische Romane mit originellen Figuren schreibt, eine Kathedralengeschichte fesselnd erzählt. Vermutlich steht das neue Pseudonym für eine neue Ausrichtung. Was man hier zu lesen bekommt ist allenfalls nett.

Hier ist das Strickmuster eher simpel. In Magdeburg wird eine Kathedrale gebaut, wozu sich dort verschiedene Personen versammeln. Da ist der wackere Baumeister Bohnsack mit seiner Tochter Helena. Helena ist wunderschön und in den ersten Kapiteln des Buches auch noch patent und wehrhaft. Im Zuge der Bauarbeiten verliert sich das. Schön ist sie noch immer, ansonsten ist sie hier und da verliebt und spricht rührend mit ihrer toten Mutter. 
Jeder, der sie sieht ist stehenden Fußes verliebt. Um ihre Gunst buhlt Ritter Ansgar wacker, Steinmetz Gotthart hartnäckig und Moritz, der Wende, verhalten, obwohl er ein Kerl wie ein Baum ist. 
"Seine Waden waren dick wie Keulen, seine Schenkel glichen wuchtigen Säulen. Ein Geflecht aus sehnigen Muskelsträngen zog sich von seinem Gesäß aus über seinen Rücken und Nacken und wölbte sich auf seinen Schultern und Armen."
Stilistische Entgleisungen wie diese liest man hier öfter mal. Die Liebesszenen sind nahezu unlesbar. Ich habe sie überblättert. So viel komprimierter Kitsch ist unerträglich.

Dabei ist die Grundidee des Buches wirklich schön. Moritz der wendische Waisenjunge, der seiner Begabung zum Bildhauer entdeckt und sich nach oben arbeitet hätte eine tolle Figur sein können, wäre er nicht so muskelbepackt und maulfaul. Man sagt ihm Intelligenz nach, das muss man glauben, er selbst beweist sein Talent, ansonsten eher wenig. 
Er hat ein paar Widersacher, die brutale Gesellen sind und sich regelmäßig im örtlichen Bordell treffen, um sich auszutoben. Noch ein unnötiger Sidequest unter der Gürtellinie.
Dazwischen geistert die fromme Mechthild durch den Rohbau. Auch das hätte spannend sein können, ist sie doch eine authentische, hoch interessante Figur. Leider spioniert sie nur herum und betet. Verschenkt. 

Hier wird eine schöne Idee erdrückt von platten Figuren, durchsichtigen Intrigen und einer großen Portion Sex and Crime. Der Kathedralenbau ist Kulisse, das Thema nur: Wer bekommt die schöne Helena. 
Dieses Buch hat mich herzlich gelangweilt. Leider ist es doch nur eine weitere Historienschmonzette. 
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 03. Februar 2018 um 18:53

Ich hau mir auf die Schenkel bei dem Zitat! Ich dachte, d e n Zahn hätten wir Herrn "Rubin von der geschnittenen Zwiebel" (hähä) gezogen. Schade, dass er jetzt ganz auf die Schiene des einfachst strukturierten Lesers geht. Er will mehr Geld ... mal sehen, ob er es bekommt. Die anderen Leser, seine treuen, verliert er so. Aber hallo! Vllt gewinnt er ein paar Softpornoleser dazu, seis ihm gegönnt.

Sursulapitschi kommentierte am 03. Februar 2018 um 19:23

Ja gut, man weiß nicht, aus welcher Kathegorie seine meisten treuen Leser kommen. Vielleicht will das Volk sowas. 

Fornika kommentierte am 05. Februar 2018 um 16:57

Dann gehöre ich auch nicht zum Volk ; ) Kann deiner Rezension nur zustimmen!