Rezension

Eine interessante und bewegende Familiengeschichte

Das Haus der schönen Dinge - Heidi Rehn

Das Haus der schönen Dinge
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

Der Titel " Das Haus der schönen Dinge" ist genau das, was das Kaufhaus, welches Jacob und Thea Hirschvogel im Jahr 1897 eröffnen, am besten beschreibt.
Es handelt sich um eine bewegende Geschichte, bei der man die Hirschvogels über drei Generationen begleitet, in der das Kaufhaus in all seiner Pracht an erster Stelle steht.
Nun hat sich das Ehepaar Hirschvogel mit der Eröffnung des neuen Kauhauses einen lang ersehnten​Wunsch erfüllt. Dieses Kaufhaus wird etwas ganz besonderes werden, vor allem Thea hat immer wieder neue Ideen wie sie es exklusiv gestallten können. Immer wieder mit der neuesten Mode aus Paris wo Theas Bruder lebt, sowie aus London wo Jacob seine Geschäftspartner hat. Es gibt ein so großes Angebot, welches die Kundschaft wundern und staunen lässt.
Es dauert nicht lange und die Münchner lieben ihr Hirschvogel und kommen nicht umhin immer wieder ins Kaufhaus einzukehren.
Jacob und Thea sind Juden,  zur damaligen Zeit wurden die großen Kaufhäuser in München fast ausschließlich von Juden betrieben und so blieb es auch schon 1997 nicht aus, das manche den Juden gegenüber nicht freundlich gesinnt waren. Wie schon seit Jahrhunderten, wo Juden immer wieder vertrieben wurden, wird man in diesem Roman mitverfolgen, wie es diesen ergangen ist.

Lily und Benno, die Kinder von Thea und Jacob sind so wie ihre Eltern liebevolle Menschen. Besonders Lily liebt es im Kaufhaus zu wandeln und sich mit zunehmendem Alter immer mehr mit in den Alltag des Hirschvogels einzubringen, ist es doch ihr Wunsch, so wie ihre Mutter im Kaufhaus zu arbeiten. 
Auch später Lilys und Franz's Kinder, Edna und Leopold, leben für das Lebenswerk ihrer Großeltern und bringen ihre eigenen Ideen mit ein und geben dem Kaufhaus eine modernere Note.
Es gibt viele Protagonisten, Freunde und Freundinnen, Ehepartner und deren Kinder sowie die Angestellten des Hirschvogels.Folgedessen geht es nicht nur um das Kaufhaus, sondern auch um Familienverbundenheit,  Freundschaften,  die so manch eine Probe die das Leben stellt bestehen müssen. Um die große tiefe innige Liebe, nicht erfüllte Liebe, aber auch um Intriegen und Hinterlist.
Da der Roman in der Zeit von 1897 bis 1952 spielt, bekommt der Leser einen Einblick in die Zeit des ersten und des grausamen zweiten Weltkriegs​mit all seinen Folgen.
München, die Hochburg des aufkeimenden Nationalsozialismus,  stellt die Hirschvogels und viele jüdische Bürger vor immer größere Herausforderungen. Immer in der Hoffnung, dass​ sich alles wie 1923 nach dem Hitler Putsch, beruhigen wird,  versucht die Familie das Kaufhaus so normal wie möglich am Laufen zu halten. Mit der Zeit  gestaltet  sich dies jedoch zunehmends immer schwieriger, erlassen die Braunen  immer wieder neue Gesetzte gegen die Juden. 
Meine Meinung:
Heidi Rehn hat mit " Das Haus der schönen Dinge" einen sehr gefühlvollen und anspruchsvollen Roman geschaffen.
Wenn das Hirschvogel auch fiktiv ist, so lässt Frau Rehn interessante geschichtliche Hintergründe und Fakten excellent in den Roman einfließen. Viele  Protagonisten haben sympathische Charaktere, so das mir der ein oder andere  sehr ans Herz gewachsen ist.
Wie von der Autorin gewohnt, spiegelt auch dieser Roman wieder mit wieviel Hingabe er geschrieben wurde. Von der ersten Seite an hat er mich in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. 
Da die Erzählungen drei Generationen, 55 Jahre lang begleitet,  ist es doch sehr umfangreich. So gab es immer wieder Zeitsprünge, die ich aber nicht als störend empfand. Immer wieder gab es unvorhersehbare Ereignisse die der Geschichte eine gute Spannung verlieh. 
Das Buch regt zum Nachdenken an und wird mir lange im Gedächtnis bleiben, für mich ein Buch was ich mit Sicherheit mehr als einmal lesen werde.
Das Cover finde ich wunderschön, auch der Inhalt des Buches ist stilvoll mit einem Stammbaum und einer Karte Münchens gestaltet. Ebenfalls gibt es einen Glossar der sehr hilfreich und interessant ist.
Ich kann diesen historischen Roman wirklich nur weiterempfehlen.