Rezension

eine kuriose Familiengeschichte

Der Vater, der vom Himmel fiel - J. Paul Henderson

Der Vater, der vom Himmel fiel
von J. Paul Henderson

Bewertet mit 4 Sternen

Der deutsche Titel gefällt mir nicht besonders, auch wenn er in gewisser Weise passt. Eigentlich ist diese Art betont origineller Romantitel langsam ausgelutscht, meine ich.

Hier geht es um die Bowmans, speziell um die männlichen Familienmitglieder. Gleich auf den ersten Seiten verliert Lyle Bowman, der Vater von Greg und Billy, unter aberwitzigen Umständen das Leben. Auch die anschließende Beerdigung kommt reichlich skurril daher, so dass ich mir trotz des eher traurigen Anlasses das Grinsen nicht verkneifen konnte. Dieser eigenwillig-hintersinnige Humor prägt besonders den Einstieg, flackert aber auch in der Folge immer wieder auf.

Einen „vom Himmel fallenden Vater“ hätte es für mein Empfinden nicht unbedingt gebraucht, um die Geschichte auf ihren Weg zu bringen. Aber gut, Lyle Bowman darf also aufgrund etwas seltsamer Umstände für zwanzig Tage zurück in die Welt der Lebenden, dort allerdings nur mit einer einzigen Person und nur an einem ganz bestimmten Ort kommunizieren. Er entscheidet sich für sein altes Haus und für seinen jüngeren Sohn Greg, das schwarze Schaf der Familie. Nachdem Greg den ersten Schrecken überwunden hat, erfüllt er den Wunsch des verstorbenen Vaters und ergründet die Geheimnisse von Onkel Frank und Bruder Billy. Zum ersten Mal übernimmt Greg Verantwortung, etwas, das er Zeit seines Lebens vermieden hat.

Nach dem furiosen Beginn wird es ruhiger, ernster und geht mehr in die Tiefe der innerfamiliären Beziehungen. An manchen Stellen verläuft sich die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu sehr in Erinnerungen und Familienanekdoten, da gibt es die ein oder andere Länge, aber insgesamt habe ich mich mit den Bowmans gut unterhalten. Die engstirnige Kleinstadtatmosphäre, die eigenwilligen, teilweise kauzigen Figuren, die Dialoge, alles ist ein bisschen überzeichnet, aber mit einem durchaus glaubhaften Kern. Besonders amüsiert habe ich mich mit den Auftritten von Onkel Frank und der kleinen Katy.

Auch das Ende war nicht so ganz nach meinem Geschmack, zu künstlich und zu aufgesetzt. Für mich hätte ein paar Seiten vorher Schluss sein dürfen.

Wechselweise anrührend, witzig situationskomisch, aber auch mal etwas langatmig, alles in allem ein unterhaltsamer Roman um die Irrungen und Wirrungen der Familie Bowman. Eine Stelle aus dem Buch spiegelt den Kern der Geschichte ganz gut wider: „ Das musste Bowman-Liebe sein, vermutete Greg: stillschweigend, peinlich berührt, aber immer da“.