Rezension

Eine kurzweilige Zeitreise ins exotische China

Das Geheimnis der Schneekirsche - Lisa Marcks

Das Geheimnis der Schneekirsche
von Lisa Marcks

Inhalt:

Nach einem Brief ihres Vaters, mit der Bitte, die schwer erkrankte Mutter zu besuchen, reist Selma mit ihrer Schwester und ihrer Tante in das ferne Tsingtau. In China arbeitet der Vater für das Reichsmarineamt und Selma`s Mutter verlor bereits vor einigen Jahren ihr Gehör und damit auch etwas an Lebensmut. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände gibt sich Selma die Schuld an der Misere und büßte dabei auch ihre große Liebe Paul ein. Den trifft sie völlig unverhofft in China wieder. Die Zeit heilt alle Wunden, doch trifft das auch für die einstige Liebe zu?

Selma stürzt sich mit Leidenschaft in ihren Beruf als Lehrerin und die chinesische Heilkunde, um ihrer Mutter auf ihre Art und Weise zu helfen. Dabei findet sie in Tsingtau neue Freunde und viele hilfsbereite Menschen, bis die Schatten des Krieges übers Land ziehen und die Familie plötzlich vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.

„Glück kam nie mit einem Paukenschlag. Ebenso leise, wie es heranschlich, war es wieder fort. Doch in diesem Augenblick erlebte ich es, das Glück. Ich spürte es, bevor der nächste Windstoß es davonwehte.“ (Zitat S. 168)

Meine Meinung:

Die Autorin Lisa Marcks vereint in ihrem Roman „Das Geheimnis der Schneekirsche“ mehrere Genre, nicht ganz die Liebesgeschichte, wie im Klappentext versprochen, mehr Familiensaga mit einer Prise Historiendrama. Der Leser reist gemeinsam mit Selma, ihrer Schwester Adele und Tante Mirelle ins exotische China. Die Hauptprotagonistin Selma stellt das Fundament dieser Lektüre dar. Sie ist facettenreich gezeichnet, mit Stärken und Schwächen, eine selbstbewußte Frau, die in ihrem Beruf aufgeht und sich aufgeschlossen neuen Kulturen und Sichtweisen zeigt. Dennoch plagen sie Zweifel und sie trägt die Bürde, die Familie zusammenzuhalten. Die anderen Charakteren bleiben leider etwas blass und nerven zuweilen sogar. Man fragt sich teilweise, warum erwachsene Menschen, es einem einzelnen Familienmitglied so schwer machen müssen.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen und birgt in einigen Passagen wundervolle philosophische Ansätze. Leider konnte mich die Geschichte nicht berühren, einzig Selma hat mich als Charakter überzeugt. Ich wäre auch gerne tiefer in die damalige chinesische Zeitgeschichte eingetaucht, vieles wurde nur angekratzt ohne in die Tiefe zu gehen.

Zum Schluß noch ein schönes Zitat aus dem Buch.

„Niemand macht das Land, in dem er geboren wurde. So wie das Land, in dem man geboren wurde, keine Menschen erschaffen kann. Menschen schaffen Menschen. Und Trauer, Liebe und Wut formen sie. Grenzen dagegen sind nur ausgedacht. Wir sollten nicht an sie glauben. An unsere Kraft. An unsere Liebe, unsere Trauer, unseren Zorn.“ (S.297)

Dennoch vergebe ich für dieses Buch 4 Sterne, weil es wirklich schön erzählt ist und viel Potential dahintersteckt, das leider nicht ganz ausgeschöpft wurde.