Rezension

Eine Legende erwacht zum Leben

Sturmherz - Britta Strauß

Sturmherz
von Britta Strauß

Bewertet mit 5 Sternen

Mari lebt mit ihrem Vater auf den Orkney-Inseln. Ihre Mutter hat die beiden vor einigen Jahren verlassen. Thomas, Maris Vater betreibt eine Gärtnerei für exotische Pflanzen, sehr außergewöhnlich in diesem rauen Klima. Genauso außergewöhnlich ist auch die ganze Geschichte, mit der Britta Strauß die Herzen ihrer Leserschaft erwärmt.

Eines Tages findet Mari bei einem Spaziergang einen angeschossenen Seehund. Ihr Vater tut für das Tier, was er kann. Mari wacht bei ihm, als sich der Seehund plötzlich vor ihren Augen in einen jungen Mann verwandelt. Die Legende von den Selkies aus der schottischen Mythologie wird wahr. Natürlich verlieben sich Mari und Louan, der Selkie, doch ist diese Liebe von vorneherein scheinbar zum Scheitern verurteilt. Als dann auch noch Wissenschaftler von dem Selkie erfahren, wird es richtig gefährlich.

Britta Strauß versteht es mal wieder, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Ihr Schreibstil ist bildhaft und wortgewaltig, einfühlsam und atemberaubend. Von Zeit zu Zeit streut die Autorin eine Prise Humor ein, was den Lesespaß noch erhöht. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den beiden Protagonisten (1. Person) und später auch Nebenfiguren (3. Person). Dadurch erhält man ein umfassendes Bild von der Situation und den Charakteren und kann umso intensiver eintauchen.

Mari und Louan waren mir von Anfang an sympathisch. Ich habe gerne mit ihnen mitgelitten und gebangt. Zuweilen lief alles etwas zu glatt oder wurde ein bisschen kitschig beschrieben, aber das gehört zur Romantik einfach dazu, oder? Die beiden haben ständig Zweifel, ob sie zusammen sein können und sollen, das kommt sehr schön zum Ausdruck. Doch wie kann etwas falsch sein, das sich so richtig anfühlt?

Die Beschreibungen der Inseln und des Meeres haben mich begeistert. Das wirkt alles so lebendig und realitätsnah, dass man den Eindruck bekommt, wirklich dort zu sein. Ganz nebenbei setzt sich Britta Strauß auch noch für die Umwelt ein, indem sie hier z.B. die Ausrottung verschiedener Tierarten aufs Korn nimmt. Doch fügt sich das ganz natürlich in die Handlung ein und wirkt überhaupt nicht wie ein erhobener Zeigefinger.

Ich habe es sehr genossen, dieses schöne, gefühlvolle und auch spannende Buch zu lesen, auch wenn ich mir manchmal mehr Erklärungen gewünscht hätte. Ein paar zusätzliche Seiten hätten dem Roman nicht geschadet und außerdem das Lesevergnügen verlängert.