Rezension

"Eine Leiche. Sechs Opfer"

Ragdoll - Dein letzter Tag - Daniel Cole

Ragdoll - Dein letzter Tag
von Daniel Cole

Oh no! Schon zu Ende!? Das nenne ich doch mal ein (Thriller)Debüt! Ich freue mich schon jetzt auf weitere Bücher von Daniel Cole und frage mich wie die Folgebände dieses Reihenauftaktes aussehen werden! Selbst die Filmrechte an dem Buch sind bereits vergeben.

 Auch wenn ich das deutsche Cover liebe – schwarz, düster, so haben die Bücher aus anderen Ländern weitaus mehr Bezug zur Story – denn abgesehen von einer Kolibri-Tätowierung tauchen keine weiteren Vögel auf (oder sollte ich wirklich etwas überlesen haben?). Nadel & Faden sind abgebildet, mit Blut – viel passender für den Inhalt des Buches!
 |Weitere Buchcover sind in meiner Blog-Rezi zu finden|

 Ich hatte die Leseprobe und den Klappentext gelesen und es war klar – das Buch m.u.s.s. bei mir wohnen! „Ragdoll“, der Titel ist Programm im Buch. Eine Ragdoll ist eine Stoffpuppe, nur ist sie in diesem Falle aus verschiedenen menschlichen Körperteilen zusammen genäht worden. Im Fokus der Ermittler Wolf – denn die zusammengenähte Leiche zeigt genau auf seine Wohnung. Vielmehr jedoch zieht der Kopf dieser sogenannten Ragdoll Wolfs Aufmerksamkeit auf sich. Es handelt sich um den Feuerbestatter, welchen er vor vier Jahren im Gerichtssaal brutal zusammenschlug.

 Dies ist auch der Einstieg in die Geschichte, die damalige Situation im Gerichtssaal, aus der Sicht einer der Geschworenen. Dann wechselt die Perspektive und vier Jahre sind vergangen. Mir gefiel gerade dieser Einstieg sehr gut, mit der Geschworenen die über die Taten und die anderen Geschworenen erzählt. Die Atmosphäre im Gerichtssaal beschreibt, bis hin zu dem Moment in dem das Chaos ausbricht.

 Kurz nach dem Fund der Ragdoll taucht eine Todesliste auf, in welcher der Mörder seine zukünftigen Opfer bekannt gibt und der Druck innerhalb der Ermittlungen beginnt. Nicht nur die Zeit drängt, der Fall steht in den Medien, Wolfs Ex-Frau berichtet exklusiv.
 Hier wären wir auch schon bei dem ersten Punkt was mir so gut gefiel. Trotz des Leichenpuppe und den Ermittlungen, zieht sich ein sarkastischer Humor durch die Seiten.

„Erinnerst du dich noch an die guten alten Zeiten, als man den Anstand besaß, seine Feine einfach zu erschießen?“ [S. 101]

 Ebenso begegnet man dem kleinen fortlaufendem Running-Gag, welcher immer wieder darauf hinweist, Andrea ist doch bitte die Ex. Dies ist nur eine kleine Randnotiz. Aber es gefiel mir das in einem eher düsterem Thriller auch eine Handvoll Humor mit eingearbeitet wurde. Was nun düster für mich heißt? Es ist keine Geschichte mit Mord und der Ermittlung, es geht tiefer und weiter zurück. Ein Wettlauf mit der Zeit, welches Opfer verlangt und sich auch holt. Eine Grundstimmung, bei welcher die Anspannung im Ermittlungsteam immer dichter wird und von Beginn an zu spüren ist.

 Der Schreibstil passt sich dem Verlauf der Geschichte an, dieser kleine feine Faden von Humor wird immer weniger, der Leser taucht immer tiefer in die Geschichte ein. Es werden hier und da Notizen gemacht, spekuliert und doch hatte ich nicht ein einziges Mal die richtige Lösung. Warum der Mörder eben diese Namen auf seiner Liste hat, wer dahinter steckt und warum, hält den Spannungsbogen weit oben.

 Jeder der Ermittler bringt sein kleines Päckchen an Problemen mit, hier und da erhält der Leser einen Einblick in das Privatleben und doch stehen die Ermittlungen im Fokus. Genau so liebe ich es! Die Protagonisten kennen lernen, ohne jedoch in Nichtigkeiten zu verlieren! Hier hat der Autor das genau richtige Maß gefunden und sehr gelungen in die Geschichte geflochten. Die privaten Geschehnisse stehen fast immer auch in Zusammenhang mit den Ermittlungen oder fließen in diese ein.

 Unweigerlich kam mir immer mal der Film „Sieben“ mit Morgan Freeman und Brad Pitt in den Sinn. Inhaltlich lässt es sich nicht vergleichen, jedoch ist die Atmosphäre die Gleiche. Die Ermittlungen nehmen jeglichen Raum ein, so intensiv das einer aus dem Team seine schwangere Frau dauerhaft versetzt, um im Polizeiarchiv auf frühere Taten zu stoßen. Irgendeinen alten Fall finden, eine Verbindung herstellen, Ähnlichkeiten finden. Es beginnt mit einem brutalen Mord, mit einer Ermittlung wie bei jedem Mordfall. Doch es entwickelt sich zu einem düsteren Thriller, bei dem die Suche nach dem Täter im Fokus steht, sich der Kreis der Ermittlungen verengt und sich doch nicht schließt – erst zum Ende hin, mit einer Geschichte die ich nicht erwartet hätte!

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