Rezension

Eine Liebesgeschichte, die ohne Dramatik die Schönheit des ersten Verliebtseins beschreibt

Dein Leuchten - Jay Asher

Dein Leuchten
von Jay Asher

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Liebesgeschichte, die ohne Dramatik die Schönheit des ersten Verliebtseins beschreibt

Jay Ashers „Dein Leuchten“ hat mich vom Cover sehr angesprochen und der kurze Klappentext hat sein übriges getan. Erwartet habe ich eine Geschichte über die jugendliche erste Liebe, mit all ihren verwirrenden Hochs und Tiefs, mit Missverständnissen und vielen widersprüchlichen Gefühlen. Diese Erwartungen wurden mehr als erfüllt. „Dein Leuchten“ wird einen festen Platz in meinem Bücherregal bekommen und steht ab sofort auf meiner alljährlichen Weihnachtsleseliste.

Die fünfzehnjährige Protagonistin Sierra ist wählerisch was Jungs angeht. Das sagen zumindest ihre beiden besten Freundinnen. Sie weiß genau, dass sich eine Beziehung während ihres kurzen Aufenthalts in Kalifornien nicht lohnt und schlägt deswegen schon das zweite Jahr in Folge die Annäherungsversuche eines Jungen aus, der an ihrem Verkaufsplatz für Weihnachtsbäume arbeitet. Sierras Einstellung in der Hinsicht ist sehr reif und vernünftig. Sie ist nicht nur ehrlich, sondern spielt auch nicht mit den Gefühlen anderer. Das macht sie als Bezugsperson für den Leser sehr sympathisch und ihrem vorbildlichen Verhalten ist es zu verdanken, weshalb man ihr von Anfang an nur das Beste wünscht.

"Wie unangenehm es doch wäre, hier etwas mit jemanden anzufangen und dabei zu wissen, das das Ganze ein Verfallsdatum hat." (S. 41)

Ganz anders als Sierra ist dagegen ihre kalifornische Freundin Heather. Heather ist eine Figur, mit der ich im Laufe der Geschichte meine Probleme hatte und mit der ich mich nicht wirklich mit identifizieren konnte. Sie ist zwar eine loyale Freundin, aber unehrlich ihrem Freund gegenüber und zu sehr auf den eigenen Vorteil fixiert. Sierras Persönlichkeit im Gegensatz dazu hat mir sehr gut gefallen. Sie lässt sich von Heathers Ideen nicht beirren. Gleichzeitig ist sie ein Mädchen, die ihren Standpunkt verteidigt, für ihre Freunde eintritt und ihren Eltern keinen Kummer bereiten möchte, indem sie sich in einen Jungen verliebt, der so weit weg wohnt.

"Ich bin einen Monat hier. Einen einzigen Monat! Weder habe ich die Zeit, noch das Herz, mich auf etwas einzulassen." (S. 59)

Dass der hübsche Junge, der an ihren Verkaufsstand kommt um Weihnachtsbäume zu kaufen, Sierra trotz ihrer guten Vorsätze so schnell verlegen macht, ist dann von der Handlungsabfolge her doch zu erwarten. Leider erfüllt Caleb das in Romanen so oft verwendete Klischee des typisch dunkelhaarigen und grünäugigen Teenietraums. Trotzdem mochte ich seine Figur und habe bis zum Ende seinen Charakter als unzweifelhaft vertrauenswürdig empfunden, obwohl er ein gefährliches Geheimnis verbirgt. Aber das macht ihn in meinen Augen von Anfang an nur verrucht, sexy und aufregend.

"Ich mag Caleb. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, mag ich ihn noch mehr. Und das kann nur in einer Katastrophe enden." S. 143)

Die Spannung der Geschichte lässt wie ich finde, nach den ersten beiden Treffen von Caleb und Sierra ein wenig nach. Calebs Geheimnis steht zwischen ihnen, aber letztlich handelt es sich nur um Details, die Sierra und auch dem Leser nur deshalb vorenthalten bleiben, um die Begegnungen der beiden mit Kommunikationsstoff zu füllen. Natürlich kommt auch diese Liebesgeschichte nicht ohne Missverständnisse und Streit aus, was die Handlung zwar in dem Sinne vorantreibt und interessant macht, dennoch hat mir ein Höhepunkt der Geschichte gefehlt. Vielleicht ist die Liebesgeschichte aber auch gerade deswegen so schön, weil sie ganz ohne Dramatik und großes Showdown auskommt. An einigen Stellen war die Geschichte wunderbar humorvoll. Laut lachen musste ich, als sich Caleb und Sierra auf den Schoß des Weihnachtsmannes im Kaufhaus setzen.

"„Tut mir leid, wenn wir schwer sind“, sage ich. „Ihr habt weder geweint, noch gepinkelt“, sagt er. „Damit seid ihr ganz vorn.“" (S. 182)

Das Setting von „Dein Leuchten“ hat mir sehr gut gefallen. Eine Weihnachtsgeschichte in das warme Kalifornien zu verlagern, war für mich als Europäerin zwar erst gewöhnungsbedürftig, dann hat es mich aber nicht mehr gestört, denn in meiner Vorstellung spielte die Geschichte, trotz meiner Bemühungen, an einem kalten und verschneiten Ort (was übrigens auch das Cover impliziert). Ich fand die Vorstellung Weihnachten in einem Wohnwagen zu verbringen ohne viel Weihnachtsschmuck und -hektik sehr romantisch. Der Weihnachtsbaum-Verkaufsplatz in Kalifornien ist Sierras zweites Zuhause und als liebevolles Zuhause hat hat Asher ihn auch geschafft zu entwerfen.

Fazit & Bewertung

„Dein Leuchten“ von Jay Asher ist eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die man an kalten Tagen gemütlich bei einer heißen Tasse Tee vor dem Kamin genießen kann. Sierra und Calebs Annäherungen waren zwar nicht mit vielen Überraschungsmomenten gespickt, trotzdem habe ich die Geschichte sehr genossen und möchte sie mit vier Sternen allen weiterempfehlen, die schon genug dramatisch überladene und vorhersehbare Liebesgeschichten kennen und gerne eine einfach schöne Geschichte lesen möchten.