Rezension

eine liebevolle Geschichte über ein ernstes Thema, das mehr Gehör verdient

Wie man Wunder wachsen lässt - Tae Keller

Wie man Wunder wachsen lässt
von Tae Keller

Bewertet mit 5 Sternen

Zitate:

"Wie kann ich die Antwort kennen, wenn ich nicht mal die Frage weiß?" Seite 17

"Es ist das Schlimmste, wenn man mit ansehen muss, wie ein Lächeln verblasst." Seite 35

"Manchmal erweist sich das Wissen, dass eines Tages alles gut wird, als die wahre Stärke, man braucht dann nur noch zu warten, bis es soweit ist und die Sonne wieder scheint." Seite 99

Meinung:

Auf den ersten Blick könnte Natalie eigentlich eine schöne Kindheit haben. Sie hat ihre beste Freundin Twig, die ihr in allen Lebenslagen zur Seite steht und einen Vater, der sich liebevoll um sie kümmert.
Doch leider ist da auch noch ihre Mutter, die sich seit einiger Zeit in ihrem Zimmer einsperrt und niemanden an sich ran lässt. Das ist natürlich nicht einfach für Natalie und so reift in ihr nach und nach ein Plan, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
Aber kann ein 11-jähriges Mädchen es wirklich mit einer Depression aufnehmen? Und wie wird gleich nochmal aus einer "Operation Ei", eine "Operation Orchedie"? Ihr wisst es nicht? Tja, dann hilft nur "Lesen" :)

Gegliedert wie ein Tagebuch, wird die Geschichte aus Natalies Perspektive erzählt. Die Autorin nutzt dafür einen jungen Schreibstil, der flüssig, witzig, sehr liebevoll - und somit sehr angenehm zu lesen ist.  
Dieser Stil ist es es auch, der Natalie für uns Leser perfekt zum Leben erweckt, ich empfinde sie jedenfalls sehr authentisch. Durch den Kontrast ihrer sympathischen und witzigen Schlagfertigkeit im Umgang mit ihren Freunden gegenüber der Trauer um ihre Mutter und der damit verbundenen Hilflosig- und Einsamkeit, kann man als Leser eigentlich gar nicht anders, als sie bedenkenlos ins Herz zu schließen. Ok, ab und an ist sie natürlich auch mal etwas trotzig, aber welcher Elfjährige wäre das -zumal unter diesen Umständen- nicht? ;) 
Dafür würde ich ihren Vater gerne ab und an schütteln, denn seinem Kind immer nur zu sagen, dass es Geduld haben und Mama in Ruhe lassen soll, ist für mich dann auch nicht der bevorzugte Weg.
Und genau diese Art von Kontrast ist es auch, der den Charme des kompletten Buches bestimmt. Wir erleben die unbedarfte, fröhliche Natalie, wie sie sein sollte, schmunzeln über die tollen Szenen mit Twig, nur um dann von der Depression der Mutter ausgebremst zu werden. Ich finde das sehr gut gelungen. So ist man weder ZU sehr mit Mitleid oder Spaß beschäftigt und verliert keine der beiden wichtigen Stränge aus den Augen. 

"Wie man Wunder wachsen lässt" ist für mich eine Geschichte über ein durchaus ernstes Thema und dem Versuch eines kleinen Mädchens, diesem mithilfe von Freundschaft, Hoffnung und einer Prise Glück zuleibe zu rücken. 
Ok, vermutlich wird das im echten Leben nicht immer ganz ausreichen, dennoch ist dies ein sehr warmherziges, lebensfrohes und liebevolles Abenteuer, das ich nur empfehlen kann! Zumal das Thema "Depressionen" viel mehr Gehör verdient.