Rezension

eine märchenhafte Geschichte....

Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Das Schneemädchen
von Eowyn Ivey

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kurzbeschreibung:
Alaska, in den 1920er Jahren: Mabel und Jack konnten keine Kinder bekommen. Um den Schmerz und die Enttäuschung hinter sich zu lassen, haben sie an der Zivilisationsgrenze Alaskas ein neues, einfaches Leben als Farmer begonnen. Doch Trauer und der harte Überlebenskampf in der erbarmungslosen Natur schaffen zwischen den beiden, die sich innig lieben, eine scheinbar unüberbrückbare Distanz. Als der erste Schnee fällt, überkommt Mabel für kurze Zeit eine fast kindliche Leichtigkeit. Eine Schneeballschlacht mit Jack entspinnt sich, und sie bauen vor ihrer Hütte zusammen ein Kind aus Schnee. Am nächsten Tag entdecken sie zum ersten Mal das feenhafte blonde Mädchen in Begleitung eines Fuchses, das sie zwischen den Bäumen des Waldes hindurch beobachtet. Woher kommt das Kind? Wie kann es allein in der Wildnis überleben? Und was hat es mit den kleinen Fußspuren auf sich, die von Mabels und Jacks Blockhaus wegführen?

Meinung:
Bei „Das Schneemädchen“ handelt es sich ganz klar um eine Märchenadaption, aber irgendwie ganz anderes als erwartet und dennoch faszinierend.

Die Geschichte ist von Beginn an eher einfühlsam und wird in leisen Tönen erzählt. Dabei wird schnell deutlich, dass das Leben von Mabel und Jack alles andere als einfach und perfekt ist und die melancholische Stimmung greift schon fast auf den Leser über. Als dann die Zeichen vom Schneemädchen auftauchen, weiß man nicht, ob sie real, oder nur eine verzweifelte Vorstellung der beiden sind. Und genau deshalb schwingt, vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte, ständig etwas Geheimnisvolles mit. Man möchte Wissen, was es mit Faina auf sich hat und welche Geheimnisse sie verbirgt. Doch dabei ist Fainas Rolle geringer wie gedacht, da sie nur ab und an mal auftaucht und auch schnell wieder verschwindet.

Die Handlung erzählt zwar von einer Zeit von über 6 Jahren, bleibt aber selbst eher dezent und zurückhaltend. Die Seiten werden zumeist durch die stilvollen Beschreibungen des alltäglichen Lebens im kalten Alaska und das Gefühl, das diese auslösen, gefüllt. Doch trotzdem fand ich die Geschichte eigentlich nie langweilig.

Ich glaube das liegt auch mit daran, dass der Roman nur teilweise wie ein Märchen aufgebaut war, dann aber auch wieder ganz realistische und nüchterne Züge hat. Dabei ist der Schreibstil eben immer berührend und bildhaft.

Welche Entwicklung die Geschichte nehmen würde, konnte man mit der Zeit schon voraussehen, aber dennoch blieb bei mir doch ein bisschen Hoffnung, dass es anders ausgehen könnte. Zumindest auf eine deutliche Klärung hatte ich gehofft, aber naja, so sind Märchen eben und deshalb kann ich, schweren Herzens, auch ohne deutliche Auflösung leben.

Die Charaktere im Buch haben mir eigentlich ziemlich gut gefallen. Also ich konnte mich zwar mit keinem zu 100 Prozent identifizieren, aber alle nachfühlen und mich auf sie einlassen. Besonders schön finde ich, dass sich die Charaktere in der Zeit weiterentwickeln.

So sind die Protagonisten Mabel und Jack seit Jahren verheiratet und haben durch die Fehlgeburt, aber auch durch den Lauf der Zeit irgendwie vergessen, was sie einander bedeutet haben. Sie leben einfach nebeneinander her und sind eigentlich gar nicht glücklich damit. Doch das ändert sich langsam während des Romans. Die beiden finden durch Faina, aber auch durch die Nachbarn wieder zurück zum Leben und zu sich selbst. Je weiter der Roman fortschreitet, desto mehr können die beiden ihre Erlebnisse verarbeiten und wieder zueinander finden.

Fazit:
Ein Buch mit wenig Handlung, das es aber trotzdem versteht den Leser zu faszinieren und zu halten. Die Geschichte hat immer etwas Märchenhaftes und Geheimnisvolles, aber gleichzeitig auch eine realistische und nüchterne Seite. Die Charaktere sind gut und glaubhaft erarbeitet und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Also kurzum, eine märchenhafte Geschichte.