Rezension

Eine Mikwe in Sibirien

Die einsamen Liebenden - Eshkol Nevo

Die einsamen Liebenden
von Eshkol Nevo

"Menschen können dich auch verlassen, solange sie noch an deiner Seite sind. Ihr Körper bleibt, aber ihre Seele fliegt an einen anderen Ort.'" (S.290) ein Zitat aus 'Die einsamen Liebenden' von Eshol Nevo.
Der Titel für diesen Roman passt perfekt, den er handelt in der Tat von einsamen Liebenden und der oben zitierte Satz macht das ganze etwas anschaulicher.
Eshol Nevo, einer der bekanntesten israelischen Autoren hat mit diesem Werk eine Hommage geschriebnen an all die Menschen, die ihr Leben lang auf der Suche sind nach dem erfüllenden Moment. Es gibt Menschen, die sich lieben, aber nicht beieinander sind. Es gibt Menschen, die beieinander sind, aber die äußeren Umstände nicht ideal und es gibt Suchende. All das hört sich dramatischer an als es dargestellt wird, denn der Roman enthält viel Sarkasmus und unterschwelligen Humor. Und genau diese kuriose Kombination aus Komödie und Tragik machen diesen Roman sehr kurzweilig, amüsant und vor allem lesenswert.
Selten habe ich allen Lobhymnen und Klappentextens so zustimmen können wie in diesem Fall.
Der Protagonist dieses Romans ist Ben Zuk, der für eine israelische Stadtverwaltung arbeitet. Eines Tages erreicht den Ort ein Brief mit einem generösen Spendenangebot eines amerikanischen Juden, der seiner kürzlich verstorbenen Frau ein Denkmal setzen will mit einer Mikwe (jüdisches Tauchbad) in jedem Ort in Israel. So nimmt die Geschichte seinen Lauf, diese Mikwe ist Dreh- und Angelpunkt und kehrt immer wieder in den Mittelpunkt zurück.

Ich fand den Roman auch sprachlich wunderbar, da scheint mir die Übersetzerin auch einen sehr guten Job gemacht zu haben!

Das einzige was mich nicht überzeugt hat, waren die sehr religiösen Schwerpunkte die an der ein und anderen Stelle gemacht werden. Diese Absätze habe ich beim Lesen überflogen und somit nicht weiter beachtet. Stört deshalb den Text weiter nicht.

Daher ende ich auch mit einem Zitat: "Die ganze Welt ist eine schmale Brücke. Und die Brücke ist aus Büchern gebaut."
(S 158)