Rezension

Eine Mittvierzigerin entdeckt sich neu

Meerhimmelblau - Clara Weißberg

Meerhimmelblau
von Clara Weißberg

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Liane (48) ist Bibliothekarin an der Universitätsbibliothek in Darmstadt und hat einige Überstunden angehäuft. Ihre Ehe mit dem kunstsinnigen Oberstudienrat und passionierten Fremdgeher Jochen plätschert so vor sich hin. Während er abends allein ausgeht, bleibt Liane erschöpft von der Arbeit lieber zuhause. Als er dann auch noch ein Sabbatical in Venedig ohne sie plant, steht für Liane fest, so kann es nicht weitergehen. Kurzerhand nimmt sie das Angebot ihrer Kollegin Nele an und kümmert sich fortan um den Hof von Neles Opa an der Schlei. Obschon sie keine Erfahrung mit Tieren und dem nordischen Menschenschlag hat, lebt sich Liane dort schnell ein und beginnt wieder zu leben; was auch am attraktiven Restaurator Fabian liegen mag...

MEINUNG
Clara Weißbergs Roman "Meerhimmelblau" ist mehr als ein kurzweiliger Urlaubsroman vor traumhafter Kulisse, denn die Hauptfigur Liane durchlebt darin eine Sinn- bzw. Lebenskrise. Stück für Stück wandelt sie sich an der Schlei von der fremdbestimmten und inaktiven Ehefrau zur lebenslustigen und offenen Hofsitterin. Erstmals macht Liane wirklich das, was sie möchte und blüht dabei regelrecht auf. Letzteres ist auch kein Zauberwerk, wenn man sich den idyllischen Handlungsort und die hilfsbereite Nachbarschaft, u.a. mit alleinerziehendem Pfarrer und dessen neumalkluger Tochter, vor Augen führt. Kurzum, Liane erfindet sich neu, was natürlich auch Auswirkungen auf ihre Ehe hat, die alles andere als harmonisch ist, wenn jeder nur seins macht. Vor allem Frauen werden diese Geschichte mögen. 

In einfachen und bildreichen Worten vermag es die Autorin, den Leser ab der ersten Zeile für ihre Geschichte samt Handlungsort zu begeistern. Zudem spart sie nicht mit plattdeutschem Wortgut, was ich nicht nur sehr erheiternd, sondern auch interessant fand. Einzig am Tempo der Story hätte man noch feilen können. Hier trat mir die Handlung manches Mal arg auf der Stelle und hätte einfach etwas mehr Spritzigkeit verdient. Doch das harmonische Ende hat mich mit der insgesamt recht beschaulichen Geschichte versöhnt. 

FAZIT
Ein wohldurchdachter Frauenroman, der mehr als die allseits bekannte Inselromantik zu bieten hat und dabei ernste sowie nachdenkliche Töne anschlägt.