Rezension

Eine nervtötende Protagonistin

Kirschroter Sommer - Carina Bartsch

Kirschroter Sommer
von Carina Bartsch

Inhalt:
Emely ist 23 und Studentin in Berlin. Als ihre beste Freundin Alex endlich zu ihr in die Hauptstadt zieht, könnte sie glücklicher nicht sein. Der Haken ist nur, dass sie bei ihrem älteren Bruder Elyas einzieht, welcher Emely vor sieben Jahren ihr Herz gebrochen hat. Es beginnt ein ständiger Schlagabtausch zwischen den beiden, bei dem die Gefühle in die Schusslinie zu geraten drohen.

Meine Meinung:
„Kirschroter Sommer“ ist das Ebook-Phänomen der deutschen Autorin Carina Bartsch und ist nun auch im Rowohlt Verlag als Taschenbuch erschienen. Etliche Rezensionen und Meinungen im Internet versprachen eine fesselnde, unterhaltende und romantische Geschichte zwischen den beiden berliner Studenten, weswegen das Buch schnell auf meiner Wunschliste landete. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Die Geschichte ist tatsächlich all dies, was im Vorfeld versprochen wurde, nur leider gibt es einen Punkt, weswegen ich der Geschichte trotzdem nicht die volle Punktzahl geben konnte.
Die Protagonistin.
Emely Winter ist eine vollkommen normaler und bodenständiger Charakter. Doch leider mit einem viel zu großen Aggressionspotenzial. Auf 511 Seiten rastet sie durchgehend aus, zickt rum oder wirft mit Schimpfwörtern nur so um sich. Ich als Leser bekam nicht die Gelegenheit, mit ihr warm zu werden oder sie gar irgendwie sympathisch zu finden, da sie eigentlich durchweg negativ eingestellt ist. Ihrem männlichen Gegenpart Elyas begegnet sie stets äußerst aggressiv und ablehnend, was sich teilweise nachvollziehen lässt, da die beiden eine gemeinsame Vergangenheit haben. Dennoch wirken ihre Reaktionen auf ihn meistens zu überspitzt und übertrieben, wodurch sie die meiste Zeit unsympathisch bleibt. Es blieb mir schleierhaft, warum Elyas ihr die ganze Zeit hinterherrennt, da sie es auf keinste Weise verdient hat, so wie sie den armen Kerl ständig fertig macht. Doch auch der Gebrauch von Schimpfwörtern und anderen Nicht-so-schönen-Begriffen war meiner Meinung nach durch die Protagonistin zu präsent. Auch, wenn dies durchaus realistisch ist, möchte ich sowas nicht unbedingt in jedem zweiten Satz eines Buches lesen, da der Schreibstil dadurch irgendwie ungewollt plump erscheint.
Wenn die Ausarbeitung der Protagonistin also so störte, was ist es dann, weswegen ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte?
Ganz klar.
Die Beziehung der beiden. Und wenn ich meine, ihre Beziehung, meine ich eigentlich Elyas.
Er ist ein so wunderbar unterhaltender und liebenswerter Charakter, dass man als weibliche Leserin gar nicht anders kann, als ihm von Beginn an praktisch zu verfallen. Auch wenn man der Protagonistin da meilenweit zuvorkommt.
Es war schön, mal von einer Beziehung zu lesen, in welcher der weibliche Charakter dem Prince Charming nicht sofort zu Füßen liegt und die Anziehung wie auf einen Fingerschnipp greifbar ist. Im Gegenteil. Sehr langsam hat sich das, zwischen den beiden entwickelt, weswegen man als Leser viel näher dabei ist, als wenn alles plötzlich so ist, ohne Erklärung oder Grund. ( Oder nur, weil der Kerl ja so unglaublich heiß ist.)

Fazit:
„Kirschroter Sommer“ ist ein unterhaltender und romantischer Roman, der durchaus zu fesseln weiß. Er weist kleine Schwächen auf und schafft es leider nicht, eine sympathische Protagonistin zu präsentieren. Trotz allem ein Lesegenuss, der süchtig macht und dem Leser gar keine andere Wahl lässt, als der Fortsetzung „Türkisgrüner Winter“ entgegenzufiebern.