Rezension

Eine Ode an die Freundschaft & an die Liebe zu den Büchern

Eine Geschichte der Zitrone - Jo Cotterill

Eine Geschichte der Zitrone
von Jo Cotterill

Bewertet mit 5 Sternen

Ich sage zu Liesiella:
"Lesen ist für alles gut. Man kann an Orte reisen,
zu denen man im echten Leben nie käme.
Man kann ein Mensch sein, der man nicht ist.
Man kann Dinge tun, die man sonst nicht tun dürfte."
Seite 154

Meinung:
Die 11-jährige Calypso setzt auf ihre innere Stärke, weil ihr Vater ihr das so beigebracht hat. Sie braucht keine Freunde, denn sie genügt sich selbst und vergräbt sich am allerliebsten in ihren Büchern. Das macht sie den Kindern in ihrer Klasse auch immer direkt klar, sofern diese versuchen sich mit ihr anzufreunden.
Doch Mae, das neue Mädchen, lässt sich von Calypso nicht einfach abweisen. Sie ist überzeugt und spürt, das sie beide dazu bestimmt sind Freundinnen zu werden.

Als Calypso merkt, das Mae nicht lockerlassen wird und außerdem ihre Leidenschaft für Bücher und Wörter teilt, entsteht tatsächlich schnell eine enge Freundschaft, die neben all den glücklichen und unbeschwerten Momenten aber auch die Erkenntnis für Calypso bereithält, das in ihrer eigenen Familie etwas ganz und gar nicht stimmt.

Seit dem Tod ihrer Mutter, da war sie gerade einmal 5 Jahre alt, lebt sie mit ihrem Vater alleine. Meist schließt er sich in seine Bibliothek ein und schreibt ein Buch über Zitronen, über die er sich wie ein Besessener sämtliches Wissen angeeignet hat. Calypso überlässt er dabei ganz sich selbst. Sie kocht, sofern Lebensmittel im Kühlschrank sind, was eher selten der Fall ist, sie wäscht ihre Klamotten aus denen sie bereits herauswächst und sie erinnert ihren Vater regelmäßig mal etwas zu essen oder eine Tasse Tee zu trinken.
Wie sehr und DAS sie sich um ihn kümmert, merkt Calypso erst, als Mae sie das erste Mal besuchen kommt und die Situation komplett aus dem Ruder läuft...

"Eine Geschichte der Zitrone" ist so ein wunderbares Buch *hach*. Eine Ode an die Freundschaft und die Liebe zu Büchern, aber auch ein sehr tiefgründiges, gefühlvolles Werk, das sich mit Themen wie Depression und Trauerbewältigung befasst.
Jo Cotterill ist ein wirklich großartiger Roman gelungen, der mich einerseits zum Schmunzeln brachte, andererseits zu Tränen rührte.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen und sorgt so dafür, das man sich ganz in der Geschichte verlieren kann, die leider viel zu schnell vorüber ist.

Calypso ist ein bezauberndes Mädchen, das aus naheliegenden Gründen, für ihre 11 Jahre schon unglaublich erwachsen ist. Durch Mae lernt sie nicht nur wie wichtig es ist, Freunde zu haben, sondern auch wie Familie funktionieren kann.
Sie ist zum Beispiel fasziniert davon, das sich die Maes Bruder und Mutter immer wieder streiten, sich aber trotzdem liebhaben. Wie kann das denn sein ? Das die Mutter ihn im einen Moment rügt, aber ihm im nächsten Moment liebevoll durch die Haare wuschelt ?

Diese kindliche Faszination die Calypso in solchen Augenblicken an den Tag legt, hat mich total gerührt und ich hatte immer das Bedürfnis sie mal in den Arm zu nehmen und zu drücken.

"Eine Geschichte der Zitrone" ist für mich ein weiteres Highlight aus dem Königskinder Verlag, wobei ich hier sagen muss, das dieser sowieso nur kleine Wunderwerke hervorbringt, die ich alle, trotz ihrer Unterschiede, gleichermaßen liebe. Ihr solltet sie unbedingt auch mal lesen und am besten mit diesem hier beginnen :)