Rezension

Eine packende, spannende Kriminalgeschichte im zerstörten Nachkriegs-Dresden

Tausend Teufel - Frank Goldammer

Tausend Teufel
von Frank Goldammer

Bewertet mit 5 Sternen

Ermittlungen unter erschwerten Bedingungen, unter sehr erschwerten Bedingungen: Es ist nicht nur der übliche Ärger mit den Vorgesetzten, hier der Staatsanwalt mit Nazi-Vergangenheit, auch nicht die Behinderungen durch die Besatzungsmacht aus der Sowjetunion, sondern es sind vor allem die äußeren Rahmenbedingungen. Nichts funktioniert, die Infrastruktur ist zerstört, die Bevölkerung hungert und friert. Ausgerechnet in diesem Jahr 1947 ist der Winter besonders hart mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Das alles versteht Frank Goldammer sehr geschickt in die Handlung einzubauen ohne dass es der Spannung Abbruch tut. Man spürt geradezu die Kälte, den Hunger, die bedrückte Atmosphäre in dieser zerstörten Stadt.

Unvorstellbar, wie man so leben kann, um so mehr, wie man so noch seine Arbeit tun kann und zwar gut: Es gibt reichlich Tote und Kommissar Max Heller und sein Assistent haben viel zu tun. Der Kommissar ist ein besonderer Mensch, was sogar von den Russen anerkennend bemerkt wird: Er ist gradlinig, durch und durch ehrlich und charakterstark und lässt sich nicht von seinen Prinzipien abbringen. Er weigert sich z.B. stur, in die SED einzutreten und ist ein Vorgesetzter, der sich den Respekt durch sein gutes Beispiel verdient. Er macht sich viele Gedanken um die vergangene Zeit des Nationalsozialismus und seine Auswirkungen.

"Mittlerweile war Hitler für viele eine passable Ausrede. Hitler war Schuld, sagten die Leute dann und mussten nicht darüber nachdenken, welche Schuld sie selbst trugen. Hitler hat uns in den Abgrund getrieben, klagten sie, als ob ein Mensch allein für all das Elend verantwortlich sein könnte." (60)

Ihm ist klar, dass diese Zeit noch lange nachwirken wird, dass Menschen mit nationalsozialistischer Gesinnung noch lange gebraucht werden, weil Fachkräfte fehlen, auch bei der Polizei, und dass viele Kinder im Geister der Nazis erzogen wurden und nichts anderes kennen.

All das macht diesen Krimi, wo am Ende alles mit einer Überraschung aufgeklärt wird, zu einem Roman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund mit einer überaus sympathischen Ermittlerfigur.

Diesen Kriminalroman kann ich nur wärmstens empfehlen. Auch wenn er für sich steht, sollte man den ebenso guten ersten Teil 'Der Angstmann' vorher lesen.